Wo Stehst Du
Ein traditionelles Medium wird neu ausgelotet. Die überlagerten, transparenten Schichten entwickeln eine dichte Farbigkeit, die auf den Betrachter eine Sogwirkung ausübt. Nie geht es nur um die bloße optische Chromatik sondern auch um die Ergründung der Farben, das Aufdecken der Schichten—eine zutiefst sensibilisierende Erfahrung. Oft wird das Büttenpapier perforiert, um eine zweite Ebene freizulegen. Einzelne Kartons werden durch Schnitte und Faltungen dreidimensional, bei anderen Arbeiten wird die Fläche selbst durch Papier und Pigment plastisch moduliert. In den Arbeiten aus jüngerer Zeit tauchen kartographisch anmutende, fragmentierte und neu geordnete Landschaften auf, die aber auch eine phantasieanregende Körperlichkeit in sich tragen. Eine haptische, malerische Sinnlichkeit deutet auf eine Bilderwelt, derer man nicht habhaft werden kann, die aber neugierig macht. So erahnt man Stimmungen oder Assoziationen. Die Titel ergänzen das erzählerische Moment. Bei einer abstrakten Komposition kann der Betrachter nicht auf eine vertraute Lesart zurückgreifen, er muss sich auf sein Empfinden verlassen, und sich -derart angeregt- auf eine Reise in sich selbst begeben, " beantwortet sie dort auch gleich meine Frage nach ihrem Zugang zur Kunst.
Projektdetails Sparten: Bildende Kunst, Cross Culture Zusammenarbeit mit Schulen seit: 1995 Schulart: Grundschule, Haupt- und Werkrealschule, Realschule, Gymnasium, Förderschule, Gemeinschaftsschule, Berufliche Schule, Sonstige Schulen Sonstige Schulen: Jugendkunstschulen Durchschn. Anzahl Projektteilnehmer: 10 Tätigkeit Qualifikation Dipl. - Sozialpädagogin (FH); Fachhochschule München Bildende Kunst; Escuela Nacional de Artes Plásticas Rodrigo Peñalba Managua/Nicaragua Europäische Kunstakademie Trier Coaching und Systementwicklung/Expressive Arts (M. A.
Während sich Jackson Pollock mit derartigen Arbeiten wenige Jahre davor in die Kunstgeschichte einschrieb und einer der bedeutendsten amerikanischen Künstler der Moderne wurde, stieß mein frühes Schaffen auf großes Unverständnis. Die Zeit für meinen künstlerischen Durchbruch schien zu Beginn der 60er-Jahre noch nicht reif. Stattdessen begann um mich herum ein hektisches Treiben. Meine Mutter brachte mehrere Putzlappen, meine Großmutter einen großen Wassereimer und mein Vater schimpfte wie ein Rohrspatz. Es musste schnell gehen, damit die Farbe nicht auf dem Boden kleben blieb. Innerhalb weniger Minuten war alles aufgewischt und die genialen roten Farbspuren verschwanden. Ich musste ins Bett gehen, das Valentinsherz wurde während meiner Abwesenheit mit traditioneller Pinseltechnik gefertigt. Von Jackson Pollock erfuhr ich natürlich erst Jahre später. All das ist lange her. Inzwischen habe ich eigene Pinsel und mein eigenes Atelier. Meine Malerei ist gekennzeichnet durch die Polarität zwischen Freiheit und Zwang.
Geschichten aus den Momenten und Szenen des Lebens, darum geht es in meinen Plastiken. Kleine Nuancen, wie die Haltung der Füsse oder Hände, verraten die Stimmungen, die Geschichte, die Persönlichkeit der Figur. Da verlasse ich mich auf die Augen und die Sensibilität des Betrachters. Stimmungen und Gefühlslagen sind auch das Motiv für meinen Arbeitsprozess. Meine Plastiken entstehen spontan aus dem Erlebten oder Erträumten. Die Werke überfallen mich, oft mitten im Werden. Es kann passieren, dass ich mit einer frechen Stehenden beginne und zum Schluss ein sich innig umarmendes Liebespaar vor mir habe. Manchmal auch umgekehrt. Ich kann nichts erzwingen. Es geht mehr ums Aushalten. In der Malerei, den Bildern in Öl und Acryl, passiert etwas anderes. Da bin ich Betrachterin, ich stehe ausserhalb. Aber auch da hat das Erfinden oder Erinnern seinen Platz, besonders bei den Landschaften. Bei den neueren abstrakteren Bildern geht es mir wieder ähnlich wie bei den Plastiken. Sie kommen aus den Tiefen des Unbewussten, und ich weiss am Anfang nie genau, was entstehen wird.
Natürlich wurde mir dabei mehrmals erklärt, dass ich jetzt sehr gut aufpassen müsse. Eine leckere erdbeerrote Farbe und ein großer Pinsel lagen vor mir. Aber nicht ich, sondern mein Vater durfte malen. Vor lauter Freude über die aufregende Tatsache, dass das große Holzherz leuchtend rot wurde, hüpfte ich quer durchs Zimmer. Irgendwann kollidierten meine Aktivitäten mit den Gesetzen der Schwerkraft und es passierte: Ich bin dem Farbeimer zu nahe gekommen, dieser kippte um und die Farbe verteilte sich großflächig auf dem Holzboden. Der abstrakte Expressionismus in einer kleinen Allgäuer Küche war geboren. Da Action Painting eine sehr dynamische Maltechnik ist, bildeten sich ohne mein weiteres Zutun großflächige Farbpfützen. Es zeigte sich deutlich, dass diese Technik keine Komposition im Sinne eines geplanten Bildaufbaus benötigt. Komplexe, ineinander verwobene Farbstrukturen begannen sich zu bilden. Ein faszinierendes Schauspiel entwickelte sich, dessen ästhetische Qualität leider nur ich genießen konnte.
Wo Stehst Du, 2024