Wo Stehst Du
Für handwerklich Begabte: Die Designs von Justin Crowe in Santa Fe, Arizona, sind vielleicht noch kontroverser, denn er mischt die zermahlenen Knochen und die Asche von Verstorbenen in die Glasur, mit der er Urnen und Schmuck, aber auch Tassen, Teller und Schüsseln herstellt. »Das hilft Menschen, die Erinnerung an ihre geliebten Verstorbenen im Alltag nah am Herzen zu tragen«, sagt Crowe. Wer will, kann also aus Tante Bettys Tasse trinken und von Onkel Freds Teller essen. Er hat sogar eine Geschirrlinie namens Nourish mit der Asche von 200 Verstorbenen glasiert. Hat das nicht was Makabres? »Man muss es den Gästen ja nicht sagen«, meint Crowe etwas verschmitzt, gibt aber zu, dass die Idee nicht alle seriös finden. »Ich bekomme Anrufe von Leuten, die mir sagen, ich würde in die Hölle kommen. « Er selbst findet es gar nicht makaber: »In Wahrheit besteht Asche aus genau den gleichen Materialien wie normale Glasur«, sagt er und gewinnt der Keramik sogar philosophische Tiefe ab: »Es erinnert uns daran, dass wir alle aus der gleichen Erde gemacht sind, auf der wir gehen.
Das Material ist dichroitisches Glas, auch Farbeffektglas genannt, »das gleiche Material, das Astronauten für ihre Helmvisiere verwenden«, erklärt Dale stolz. »Das hält ewig. « Sagenhafte 14. 000 Menschen lassen ihre Angehörigen jedes Jahr bei Dale in Glas verewigen, manche fliegen sogar aus Australien oder aus Deutschland ein, um dabei zuzusehen, wie die Asche ihres Familienmitglieds in ein Kunstwerk verwandelt wird. »Ein bis zwei Millionen Menschen lassen sich jedes Jahr in Amerika einäschern«, sagt Dale, »zig Millionen Urnen stehen in den Häusern, aber irgendwann verstauben sie in einem Schrank oder der Garage. Diese Kunststücke helfen bei der Trauerarbeit, man kann sie in der Hand halten und die Erinnerungen wie einen Schatz hüten. « Die Witwe des Schauspielers Ken Howard ( Dornenvögel) ließ letztes Jahr gleich 30 Kugeln blasen, um sie an Familie und Schauspielkollegen zu verteilen - und zwar in den Farben seines Lieblingsvereins, blau und orange. Übrigens: Nicht nur Schauspieler, sondern auch Katzen, Hunde und Pferde haben die Dales schon in Glas gepresst.
"Brandenburg ist bekanntlich ein reformorientiertes Bundesland", sagt Gerd Rothaug, Vizechef des Berufsverbands privater Krematorien in Berlin-Brandenburg am Montag in Potsdam. "Mit dem neuen Gesetz kann das Land zeigen, dass es weltoffen und nicht rückschrittlich sein will. " Die Gegenposition bezieht Martina Köppen, Leiterin des Katholischen Büros Berlin-Brandenburg. "Es gibt einige Dinge, da ist es gut, konservativ und bewahrend zu sein", sagt sie. Martin Vogel, Beauftragter der Evangelischen Kirche bei den Ländern Berlin und Brandenburg, ergänzt: "Das ist ein neues Geschäftsfeld für Bestatter. Das kritisiere ich nicht, ich konstatiere es nur. " Aber er spricht auch davon, dass nun eine Grenze überschritten werden solle. "Wie viel Asche verschwindet bei großen Familien? " Bei der Debatte werden grundsätzliche ethische Fragen diskutiert. Wer darf über den Umgang mit Toten bestimmen? Bislang musste die gesamte Asche eines verbrannten Toten in einer Urne beerdigt werden – soll es nun künftig erlaubt sein, dass ein Teil der Asche auch anderweitig verwendet werden darf?
Für Autoren: Für mich als Autorin steht natürlich fest, dass ich als Bleistift wiedergeboren werden möchte. Die Designerin Nadine Jarvis kann meine Überreste in Stifte verwandeln. 240 Stifte kann sie aus mir machen - ein lebenslanger Vorrat für eine Nachwuchsautorin. Statt RIP, Rest in Peace, heisst es bei ihr: Rest in Pieces. Also: Ruhe in Stücken. Oder: Endlich Ruhe auf dem Papier.
In ausgeleierten Turnschuhen lief er die Wohnstraße hinunter, in der Hand eine Schmuckschatulle. Weit abgeschlagen dahinter folgte die 83-jährige Marilyn im Morgenmantel und in Pantoffeln. Der Dieb hatte gedacht, er habe die Schatulle mit dem Familienschmuck stibitzt, dabei handelte es sich um die Asche von Duncan, ihrem toten Golden Retriever. Die war ihr wichtiger als jeder Schmuck. Dass der Dieb die Schatulle auf der Flucht fallen ließ und sich der Inhalt im Wind zerstreute, war für sie schlimmer als die Tatsache, dass sie gerade Opfer eines Raubüberfalls geworden war. Meistgelesen diese Woche: Ich musste mich an den Anblick von Urnen im Wohnzimmer ehrlich gesagt erst gewöhnen. Und an die Vorstellungsrunde, wenn die ganze Familie der Reihe nach namentlich vorgestellt wird und der Gastgeber zuletzt auf das Holzkästchen in der Vitrine zeigt: »Das ist der Opa. Da kann er von hier aus seine Lieblingssendungen sehen. « Aber gut. Inzwischen konzentriere ich mich auf die Aufstiegschancen post mortem.
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Und die Frage: Was willst du mal werden, wenn du tot bist? Sarg war gestern. Hier nun die verrücktesten und originellsten Varianten für ein schönes Leben nach dem Tod. Für Künstler: Als Greg Dale in Seattle vor sechs Jahren fürchtete, er würde seinen Vater verlieren, begannen die beiden darüber zu sprechen, was mit des Vaters Asche geschehen sollte. Der Vater wollte sie über dem Meer verstreuen lassen, »aber als wir das recherchierten, dachte ich, da müsse es doch noch bessere Wege geben«, sagt Dale. Sein Vater hat seine Krankheit glücklicherweise gut überstanden, aber aus der Erfahrung erwuchs Dales Idee, aus Asche Kunst zu machen. Seither lässt er mit seiner Firma »Artful Ashes« Totenasche in mundgeblasene Glaskugeln pressen. Seine Glasbläser drücken einen Teelöffel Asche in das heiße Glas und formen daraus ein handflächengroßes Herz oder eine Kugel in den Farben, die sich der Verstorbene oder die Angehörigen wünschen - rote Herzen, durchsichtige Kugeln, Regenbogenfarben oder Glasengel mit goldenen Flügeln.
Wo Stehst Du, 2024