Wo Stehst Du
Insofern ist eine Argumentation, Araber seien ebenfalls Semiten und könnten somit keine antisemitische Haltung einnehmen, unsinnig. Begründet wurde und wird der Judenhass im Laufe der Jahrtausende unterschiedlich. Und oft vermischen sich die Argumente: 1. Christlicher Antijudaismus: Bereits im 1. Jahrhundert nach Christus begann die Dämonisierung des Judentums durch die christliche Kirche, die in dem unhaltbaren Vorwurf gipfelte, "Juden" seien kollektiv an der Kreuzigung Jesu schuld. Gewaltsame Übergriffe und eine Vielzahl antijüdischer Maßnahmen der christlichen Kirche kennzeichneten das Leben von Juden, nachdem das Christentum im 4. /5. Jahrhundert zur Staatsreligion des Römischen Reichs wurde. Mit den Kreuzzügen gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurden Tausende in antijüdischen Pogromen ermordet. Die Kirche wies der jüdischen Bevölkerung einen Status minderen Rechts zu (z. B. Verbot des Synagogenbaus, Verbannung in Ghettos, Ausschluss von den meisten Berufen). Auch Martin Luther empfahl die Ausweisung der Juden, Arbeitszwang und Verbot der Religionsausübung.
Witte: Sie sind auch der Bundesbeauftragte für jüdisches Leben. Klein: Es gibt in Deutschland noch immer ein blühendes, im Aufschwung befindliches jüdisches Leben. Ich finde, dass die Gesellschaft das heutige jüdische Leben noch viel stärker in den Blick nehmen sollte. Wir haben vor kurzem eine neue Synagoge in Konstanz eröffnet; die Wiedereröffnung der Synagoge in Lübeck steht kurz bevor. Juden kommen gerne, um in Deutschland zu leben, vor allem aus Israel. Witte: Wie bewerten Sie das? Klein: Das ist eine großartige Entwicklung. Dass Juden Vertrauen in unser Land haben, ist nach dem Horror der Schoah etwas ganz Besonderes. Wir sollten diese Vielfalt noch erfahrbarer machen durch jüdische Kulturtage, Ausstellungen und gemeinsame Feste. Im kommenden Jahr haben wir Gelegenheit dazu: Wir feiern 1. 700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Dazu wird es auch eine Sonderbriefmarke geben; wir planen das weltgrößte Laubhüttenfest und zum Beispiel einen Gastronomieführer. Witte: Jüdische Gemeinden sind natürlich auf Nachwuchs angewiesen.
Jeder vierte Deutsche (27 Prozent) hegt laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses antisemitische Gedanken. In der Umfrage äußerten gar 41 Prozent die Meinung, Juden redeten zu viel über den Holocaust, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Auch Aussagen wie "Juden haben zu viel Macht in der Wirtschaft" oder trügen "die Verantwortung für die meisten Kriege auf der Welt" seien auf relativ große Zustimmung gestoßen. Dem Bericht zufolge behaupten 28 Prozent der als Elite bezeichneten Umfrageteilnehmer, Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft, 26 Prozent attestieren Juden "zu viel Macht in der Weltpolitik". Zur Elite zählen die Studienautoren Hochschulabsolventen mit einem Jahreseinkommen von mindestens 100. 000 Euro. Für die repräsentative Erhebung wurden vor zweieinhalb Monaten, also vor dem Anschlag auf die Synagoge in Halle vom 9. Oktober, 1. 300 Menschen befragt. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Deutschen nehmen laut der Umfrage einen wachsenden Antisemitismus wahr und bringen diesen mit dem Erfolg rechtsextremer Parteien in Verbindung, wie es weiter hieß.
mit Werbung Besuchen Sie wie gewohnt mit Werbung und Tracking. Details zu Werbe- und Trackingverfahren finden Sie hier.
Wo Stehst Du, 2024