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Bei einer gemeinsamen Informationsveranstaltung mit dem Tierschutzverein für Berlin haben wir darüber informiert, in welchen Bereichen Tierversuche durchgeführt werden, welche neuen Entwicklungen es bei tierversuchsfreien Methoden gibt und darüber mit Gästen aus Politik und Wissenschaft diskutiert.
Tierversuche sind deshalb in Deutschland sehr streng geregelt und müssen auf das " unerlässliche Maß beschränkt " sein. Seit 1980 werden 506 Projekte unterstützt und mit über 180 Millionen Euro gefördert, die Alternativen zu Tierversuchen entwickeln. Alternativen zu Tierversuchen: Ultraschall ist eine Möglichkeit (Bild: Pixabay) Der Tierversuch - nicht alternativlos Einige dieser Alternativen, die in den Projekten in Deutschland entwickelt werden, bedienen sich zum Beispiel Computersimulationen oder Zellkulturen. Bildgebende Verfahren: Kernspintomografie und Ultraschall werden eingesetzt, um Veränderungen in Krankheitsabläufen in Organen zu beobachten. So kann der Tierversuch vermieden, die Wirkung von Medikamenten beobachtet und das Risiko für Patienten besser eingeschätzt werden. Zellkulturverfahren: Dies ist eine weitverbreitete Methode, die den Tierversuch in vielen Bereichen ablöst. Zellen von Mensch oder Tier werden entnommen und soweit kultiviert, dass sie die gewünschte Funktion darstellen können.
Diese beginnen bei der finanziellen Förderung durch Staat und Wirtschaft, die nur einen Bruchteil dessen beträgt, was jährlich in irreführende und grausame Tierversuche investiert wird. Des Weiteren müssen neu entwickelte Verfahren langwierige und teure Überprüfungen bis zu ihrer Zulassung durchlaufen. Die meisten etablierten Tierversuche haben übrigens kein Zulassungverfahren durchlaufen, sondern wurden irgendwann eingeführt und einfach immer weiter beibehalten. Allein schon dadurch sind sie methodisch den neuen tierversuchsfreien Methoden oft weit unterlegen. Eine weitere Hürde nach der Zulassung besteht darin, die neuen Verfahren bekannt zu machen, so dass sie auch tatsächlich zum Einsatz kommen. Hier besteht oft ein Mangel an Informationen und Vernetzung, so dass es vorkommen kann, dass trotz existierender und zugelassener "Alternativmethode" ein eigentlich ersetzbarer Tierversuch durchgeführt wird. Institutionen und Wissenschaftler oder Behördenvertreter, die bereits seit langer Zeit auf Tierversuche setzen, stehen überdies den Neuerungen oftmals sehr skeptisch gegenüber, so dass häufig nur ein Verbot bestimmter Tierversuche dazu führt, dass tatsächlich die neuen Verfahren standardmäßig zum Einsatz kommen.
Der technische Fortschritt schreitet ständig weiter fort und eröffnet so immer neue Möglichkeiten, um auf Tierversuche verzichten zu können. Wenn zusätzlich die Fördermittel für tierversuchsfreie Forschung und die Entwicklung neuer Methoden ausgeweitet werden, sind die Möglichkeiten, Tierversuche zu ersetzen, nahezu unbegrenzt. Außerdem geht es darum, dass ein Umdenken notwendig ist, damit die Öffentlichkeit, Politiker und Wissenschaftler ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Tierversuche ein ethisches Problem darstellen. An die Akzeptanz von tierversuchsfreien Verfahren werden sehr hohe und teilweise unrealistische Maßstäbe angelegt. Im Gegensatz dazu wurden Tierversuche nie darauf überprüft, ob sie für den Menschen relevante Ergebnisse liefern, sondern haben sich einfach aufgrund der einfachen "Verfügbarkeit" von Tieren, die man in Tierversuchen einsetzen konnte, und anderer ethischer Maßstäbe etabliert. An die Leistungsfähigkeit von Tierversuchen wird also von vorn herein geglaubt, ohne dies zu hinterfragen.
Krankheiten und ihre Auswirkungen im Körper lassen sich bei Untersuchungen von Gesunden und Patienten mit deren Einwilligung quasi in Echtzeit beobachten und analysieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sind sehr viel aufschlussreicher als die veralteter experimenteller Methoden, bei denen Tiere künstlich krank gemacht werden. Computermodelle errechnen innerhalb kurzer Zeit Informationen über die Giftigkeit und Wirksamkeit von Testsubstanzen und sind dabei deutlich effizienter als Tierversuche. Animierte Simulatoren ermöglichen eine realitätsnahe und moderne Ausbildung von Studenten, Sanitätern oder militärischem Personal und ersetzen zunehmend Sektionen oder Operationsübungen an (teils lebenden) Tieren. Klinische und epidemiologische Forschung, also die Beobachtung von Patienten bzw. Patientengruppen, nimmt einen immer höheren Stellenwert ein und liefert naturgemäß besonders wertvolle Ergebnisse über tatsächliche Krankheitsverläufe und Therapieansätze. Trotz all dieser und unzähliger weiterer Ansätze hat der Sektor der tierversuchsfreien Test- und Forschungsverfahren nach wie vor mit massiven Schwierigkeiten zu kämpfen.
"Der Schutz des Menschen ist ein hohes ethisches Gut, der Schutz der Tiere ist aber nicht weniger wichtig. Jede Möglichkeit der Vermeidung von Leid bei Tieren ist zu ergreifen. " Professorin Monika Schäfer-Korting, Pharmakologin und Toxikologin an der Freien Universität Berlin. Versuchstiere schützen und Tierversuche ersetzen Insbesondere vor diesem Hintergrund gewinnt die Suche nach Alternativen zum Tierversuch immer mehr an Bedeutung. Zumal neben dem Tierschutzaspekt auch wissenschaftliche Argumente gegen ein "Weiter so" sprechen. So gehen Experten davon aus, dass Ersatzmethoden teils verlässlichere Ergebnisse liefern können als Tierversuche. Alternativmethoden zum Tierversuch stehen daher mittlerweile in vielen Forschungsbereichen zur Verfügung. Sie können dazu beitragen, die Zahl der Tiere zu reduzieren, die jedes Jahr weltweit für Tierversuche eingesetzt werden. Allein in Deutschland waren es im Jahr 2015 mehr als zwei Millionen Tiere (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft).
So können dreidimensionale Kulturen geschaffen werden, bis hin zu ganzen Organen. Ein Beispiel ist künstlich hergestellte Haut. Mittels dieser künstlichen - aber menschlichen - Haut können Chemikalien und Medikamente sogar besser und genauer getestet werden als bei Tierversuchen. Die Alternative ist somit verlässlicher als der Versuch am Tier. Biochips: Auch die Computerwelt bietet mögliche Alternativen. Wissenschaftler versuchen Organsysteme auf Biochips nachzustellen und so Nervenzellen und Organe, wie Leber oder Lunge, zu simulieren. Weitere Maßnahmen des Forschungsministeriums Darüber hinaus gibt es weitere Projekte, die das Bundesforschungsministerium mit zwei Schwerpunkt-Modellen unterstützt. Innovative Toxikologie zur Reduzierung von Tierversuchen (e:ToP): Hierbei sollen Chemikalien schon auf molekularer Ebene erfasst und auf dessen Giftigkeit für den Menschen untersucht werden. Es werden mathematische Überlegungen auf Prozesse in der Biologie angewendet. So kann abgeleitet werden, wie sich bestimmte Medikamente auf den Menschen auswirken werden.
Von Refinement schliesslich spricht man, wenn die Belastung der Versuchstiere verringert wird. Man verfeinert also den Versuchsablauf so, dass die Tiere weniger leiden. Unter anderem wird mit der finanziellen Unterstützung von Tierschutzseite geforscht, wie gesetzlich verlangte Tierversuche für die Tiere schonender durchgeführt werden können. Beispiel: Nach einer schweren Operation werden den Tieren Schmerzmittel verabreicht. Danach werden sie nicht einfach allein gelassen, sondern es wird mit täglichen Kontrollen das Befinden der Tiere verfolgt, bei Bedarf mehr Schmerzmittel gegeben, oder die leidenden Tiere werden erlöst. Ein steiniger Weg Die Entwicklung und Anwendung von Alternativmethoden sind ein Kampf gegen die tief sitzende Überzeugung, dass der Tierversuch der einzige Weg und somit der Goldstandard sei. Diese Überzeugung geht so weit, dass von Alternativmethoden verlangt wird, dass sie die genau gleichen Resultate liefern wie vergleichbare Tierversuche. Ein seltsamer Anspruch, wenn man bedenkt, dass Tierversuche selber nie validiert d. h. auf ihre Aussagekraft hin geprüft wurden und eine Alternativmethode allenfalls bessere Resultate und mehr Sicherheit erbringen kann.
Ein Ergebnis dieses politischen Willens ist das neue Kompetenzzentrum. Tierversuche in der Schweiz Textbox aufklappen Textbox zuklappen Legende: Imago/Rupert Oberhäuser Laut Schweizer Tierschutzverordnung sind Versuche an Tieren nur erlaubt, wenn es keine Alternative gibt. Trotzdem hat sich an der vergleichsweise hohen Zahl von Tierversuche in der Schweiz seit rund 20 Jahren nichts geändert. Laut Statistik des Bundes, Link öffnet in einem neuen Fenster wurden 2016 fast 630'000 Tierversuche durchgeführt: am häufigsten in der Grundlagenforschung und an Mäusen, Fischen oder Ratten. Bei rund 60 Versuche wurden Primaten eingesetzt. Drei Jahrzehnte lang hat die «, Link öffnet in einem neuen Fenster Stiftung Forschung 3R», Link öffnet in einem neuen Fenster denselben Auftrag erfüllt, den « 3 RCC» nun übernimmt. Ha t die Vorgängerin denn gar nichts erreicht? Die Stiftung Forschung 3R war wichtig, aber in ihren Möglichkeiten ziemlich eingeschränkt. Sie erfüllte nur die Funktion, vorgeschlagene Projekte zu bewilligen und zu finanzieren.
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