Wo Stehst Du
Kommunikation ist Teil unseres täglichen Lebens. Auch wenn wir nicht reden, kommunizieren wir. Somit ist Kommunikation für uns selbstverständlich und wird erst bei Missverständnissen hinterfragt. Zur Analyse von Gesprächen gibt es ein bekanntes Modell von Schulz von Thun: das 4-Seiten-Modell (auch 4-Ohren-Modell genannt). Was das genau ist und wieso jeder von uns etwas daraus lernen kann, erfahrt Ihr heute im Blog. Kommunikation 4-Seiten-Modell Sachebene Selbstoffenbarungsebene Beziehungsebene Appell-Ebene Beispiel Fazit Für uns ist Kommunikation klar – einer redet und einer hört zu. Doch das stimmt so nicht, denn auch der Zuhörer gibt etwas von sich preis. In der Kommunikation entstehen häufig Missverständnisse, da einer nicht richtig zuhört oder der Sprecher sich missverständlich ausdrückt. An welchen Stellen Unklarheiten entstehen können, zeigt das 4-Seiten-Modell. Das 4-Seiten Modell von Schulz von Thun wird gängigerweise als Kommunikationsquadrat dargstellt und beleuchtet die vier Ebenen einer Nachricht genauer.
� Schulz von Thun (1998 a, 27) Appell Wie soll der Empf�nger reagieren? Wozu veranlasst der Sender den Empf�nger? �Kaum etwas wird �nur so� gesagt � fast alle Nachrichten haben die Funktion, auf den Empf�nger Einflu� zu nehmen. In unserem Beispiel lautet der Appell vielleicht: �Gib ein bisschen Gas, dann schaffen wir es noch bei gr�n! �� Schulz von Thun (1998 a, 29) Beziehung Wie stehen Sender und Empf�nger zueinander? Was h�lt der Sender vom Empf�nger? Der Beziehungsaspekt einer Botschaft kann auch durch den Tonfall oder nichtsprachliche Begleitsignale �bermittelt werden. Im Gegensatz zur Selbstoffenbarung geht es hier um den Empf�nger und nicht um den Sender. Der Beifahrer gibt beispielsweise zu verstehen, dass er der Fahrerin nicht zutraut optimal zu fahren. Abb. : Die vier Botschaften einer Nachricht (b); Bildquelle: Schulz von Thun (1998, 31) Ad�quat dazu stellt Schulz von Thun den "vierohrigen Zuh�rer" vor (vgl. Schulz von Thun (1998 a, 44 ff)). Die vier Ohren empfangen jeweils unterschiedliche Aspekte der Nachricht: Sachohr (Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?
Alle vier Seiten werden bei jeder Nachricht mitgesprochen und mitgehört. Da derjenige, der die Nachricht spricht (der Sender), und derjenige, der sie hört (der Empfänger) die Seiten auch unterschiedlich auffassen können, kann es leicht zu Missverständnissen kommen. Den meisten Menschen ist nur die Kommunikation auf der Sachebene bewusst. Sie geben eine Information weiter und bemerken gar nicht, dass sie daneben noch ganz viele andere Dinge übermitteln. Das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun hat zum Ziel, den Menschen bewusster zu machen, dass sie nicht nur auf der Sachebene kommunizieren, sondern eben auch auf drei anderen Ebenen. Die 4 Seiten einer Nachricht Nach Schulz von Thun umfasst jede Nachricht die folgenden vier Seiten: eine Sachaussage (das ist der Inhalt der Nachricht), eine Selbstoffenbarung (der Sprecher teilt meist unbewusst etwas über sich selbst mit), eine Beziehungsaussage (der Sprecher gibt eine Information über die Beziehung zwischen ihm und dem Empfänger der Nachricht) und einen Appell (eine Aufforderung an den Empfänger).
), Selbstoffenbarungsohr (Was ist mit ihm/ihr? ), Appellohr (Wozu soll ich veranlasst werden? ) und Beziehungsohr (Wie redet er/sie mit mir? ). Um Fehler beim Zuh�ren zu vermeiden, wird das R�ckkoppeln (Feedback) empfohlen: Man fragt beim Sender nach, ob eine bestimmte Nachricht korrekt empfangen wurde. "Habe ich es richtig verstanden, dass Du diesen Kinofilm gar nicht sehen m�chtest? " Es bleibt immer dem Empf�nger �berlassen, auf welchen Aspekt einer Nachricht (also auf welches Ohr) er eingehen m�chte. Nach Schulz von Thun ist das Beziehungsohr oftmals stark ausgepr�gt (vgl. Schulz von Thun (1998 a, 27)). Nachfolgend werden einige denkbare Verschiebungen beschrieben. Eine Verschiebung liegt vor, wenn eine Seite f�r eine Botschaft genutzt wird, obwohl eine andere betroffen ist: � Sache Beziehung Da Tim keine sachlichen Argumente mehr einfallen, wird er gegen�ber Sandra pers�nlich. � Selbstoffenbarung Appell Patrizia ist gelangweilt von dem monotonen Unterricht und st�rt durch Gespr�che mit Klassenkameraden den Unterricht, damit der Lehrer die Unzufriedenheit auch bemerkt.
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Schulz von Thun entwickelte ein psychologisches Modell der zwischen-menschlichen Kommunikation. Demnach enth�lt jede Mitteilung vier Botschaften gleichzeitig. Die vier Seiten einer Nachricht: Abb. : Die vier Botschaften einer Nachricht (a); Bildquelle: Schulz von Thun (1998, 30) Dieses Kommunikationsmodell enth�lt folgende Seiten einer Botschaft: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Appell und Beziehung. Beispiel: Abb. : Beispiel einer Kommunikation; Bildquelle: Schulz von Thun (1998, 25) Sachinhalt Wor�ber wird wirklich informiert? Was ist der offizielle Inhalt der Nachricht? Der Beifahrer informiert die fahrende Frau, dass die Ampel gr�n ist. Selbstoffenbarung Was gibt der Sender von sich preis? Was kann man �ber den Sender erfahren? Der Sender (Beifahrer) spricht deutsch und ist farbt�chtig. Die Selbstoffenbarung k�nnte beinhalten, dass er es eilig hat. �Ich w�hle den Begriff der Selbstoffenbarung, um damit sowohl die gewollte Selbstdarstellung als auch die unfreiwillige Selbstenth�llung einzuschlie�en.
� Beziehung Sache Karl kann Holger nicht leiden und unterstellt diesem mangelnde Fachkompetenz. � Appell Selbstoffenbarung Gaby ist in Eile und m�chte, dass sich die Gespr�chsteilnehmer kurz fassen. Gaby: �Ich habe wenig Zeit. (! )� Gernot sagt zu seiner Frau: �Liebling, das Bier ist alle. � Damit kann er meinen: a) Ich habe noch Durst (Selbstoffenbarung). b) Die Bierflasche ist leer (Sachinhalt). c) Hole mir noch ein Bier (Appell). d) Ich erwarte, dass Du mich bedienst (Beziehung). Ein Sender: � stellt sich selbst dar, � teilt Sachinformationen mit, � versucht den Empf�nger zu beeinflussen, � dr�ckt das Verh�ltnis zum Empf�nger aus. Das Selbstoffenbarungsohr ist am wenigsten entwickelt. Auch in einem Streitfall sollte der Empf�nger einer Nachricht verst�rkt auf das Selbstoffenbarungsohr achten. Als ihr Freund am sp�ten Abend zu ihr nach Hause kommt sagt, Tanja: �Lass mich heute blo� in Frieden. � Unter Beachtung der Fragestellung �Was teilt sie �ber sich selbst mit? � k�nnte ihr Freund heraush�ren, dass Tanja einen schlechten Tag hatte und sich diese Aussage nicht gegen ihn richtet.
Konflikte anderer Nachrichtenseiten werden dann teilweise in Sachdiskussionen ausgetragen -> keine Lösung der Konflikte Mutter: Zieh dir eine Jacke an. Es ist kalt draußen. Tochter: Warum denn? Ist doch gar nicht kalt. Mutter: Es sind nicht mal 10 Grad. Tochter: Es sind sogar 11, 5 Grad! Mutter: Du ziehst jetzt die Jacke an! Tochter geht sauer ohne Jacke. (Sinngemäß: von Schulz Thun, 2009, S. 48-49) Empfangsgewohnheit: Beziehungsohr "Sie beziehen alles auf sich, nehmen alles persönlich, fühlen sich leicht angegriffen und beleidigt. Wenn jemand wütend ist, fühlen sie sich beschuldigt, wenn jemand lacht, fühlen sie sich ausgelacht, wenn jemand guckt, fühlen sie sich kritisch gemustert, wenn jemand wegguckt, fühlen sie sich gemieden und abgelehnt. Sie liegen ständig auf der >>Beziehungslauer< Oftmals hat eine Nachricht mehr selbstoffenbarungscharackter und das Beziehungsohr ist zu sehr gespitzt. Schüler: Nicht schon wieder, das haben wir doch schon tausendmal gemacht. Lehrer weist Schüler zurecht für den unverschämten Ton und macht weiter mit dem Unterricht.
Motivation Thun möchte die verschiedenen Kommunikationsansätze der Psychologie (Carl Rogers, Alfred Adler, Ruth Cohn, Fritz Perls, Paul Watzlawick) für die Praxis nutzbar machen, sodass Kommunikationsprobleme gelöst werden können. (von Schulz Thun, 2009, S. 13) Drei Ansätze der Kommunikationsverbesserung Ansatz am Individuum: Ich verändere meine Kommunikation und trainiere andere. Nachteil: Eingeschränkte Sichtweise, weil Kommunikationsprobleme nur auf das Individuum geschoben werden Ansatz an der Art des Miteinanders: Systemischer Blickwinkel. Kommunikationsstörung als Symptom des Systems, das sich am Individuum zeigt. Ansatz an den institutionellen /gesellschaftlichen Bedingungen: Rahmen in dem Kommunikation stattfindet Kongruente und inkongruente Nachrichten Kongruente Nachricht: (Verbale und nonverbale) Signale, aus der sich die Nachricht zusammensetzt, passen zusammen Inkongruente Nachricht: (Verbale und nonverbale) Signale, aus der sich die Nachricht zusammensetzt, passen nicht zusammen.
Während die Sachebene klare Fakten vermittelt, legt die Selbstoffenbarungsebene Informationen über den Redner offen. Die Beziehungsebene vermittelt das Verhältnis zwischen den Personen. Hier ist Tonfall und die Körpersprache, aber auch auf die Inhalt des Textes, entscheident. Bei der Appellebene interpretiert der Zuhörer eine Aufforderung oder eine Bitte etwas zu tun. Zusätzlich hat von Thun acht Kommunikationsstile erfasst. Der Hilfsbedürftige: Dieser Kommunikationstyp klingt oft unterwürfig und verzweifelt. Er suggeriert mit flehender Stimme, dass er überfordert ist und Hilfe braucht. Der Helfer: Im Kontrast dazu steht der Helfertyp. Er hat eine starke und einfühlsame Stimme. Er signalisiert, dass man auf seine Hilfe zählen kann. Der Selbstlose: Der Selbstlose unterwirft sich seinem Gesprächspartner, ist aber ebenso immer zum Helfen bereit. Der Aggressive: Dieser Typ zeigt mit seiner Art oft Empörung und Verteidigung. Er stellt sich meist eine Stufe höher als andere. Der Wichtigtuer: Der Wichtigtuertyp prahlt ständig von sich, wie gut er alles kann und wie beliebt er ist.
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