Wo Stehst Du
Seit 2000 hat sich so das Durchschnittsvermögen der Franzosen fast verdreifacht, während es sich in Deutschland nur gut verdoppelt hat. All dies betrifft natürlich in erster Linie die mittlere und höhere Einkommensschicht. Aber auch hier sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: So zählt Credit Suisse in Frankreich 2, 2 Millionen Millionäre, rechts des Rheins 1, 7 Millionen. In Frankreich gibt es also mehr Reiche. Wie ist dies mit einer höheren Ungleichheit der Vermögensverteilung in Deutschland vereinbar? Diese erklärt sich mit der in Deutschland größeren Zahl Ultrareicher. Credit Suisse zählt in der Vermögenskategorie ab 500 Millionen Dollar in Deutschland 131 Personen, in Frankreich aber nur 56. Deren Vermögen sind teilweise so hoch, dass sie die gesamte Statistik verzerren. Rechnet man diese meist sehr zurückgezogen lebenden Personen heraus, ist die deutsche Vermögensverteilung fast vergleichbar mit der in skandinavischen Ländern. Was die Einkommensungleichheit betrifft, so zeigen sich hier deutlich die Früchte des Aufschwungs: Wie aus OCDE -Zahlen hervorgeht, klafft seit 2007 die Schere in Deutschland weniger weit auseinander, in Frankreich hingegen geht sie auf.
In den letzten Jahren ist dieser Posten aber - unter anderem als Folge der Währungsunion - sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2017 hielten die Deutschen 1 771 Milliarde Euro an Vermögenspositionen netto im Ausland - dies entspricht 41% der jährlichen deutschen Wirtschaftsleistung. Als problematisch in der Vermögensbildung hat sich das deutsche Anlageverhalten erwiesen: Die deutschen Sparer haben entweder einen Hang zu Bargeld und zahlen immer noch auf Sparkonten mit Minimalzinsen ein - oder sie setzen auf höchst riskante Anlagen im Ausland. Eine fatale Mischung, sowohl für Privatinvestoren als auch für professionelle Anleger: So kam es zu den atemberaubenden Verlusten der deutschen Landesbanken in der Finanzkrise. Auf rund 600 Milliarden Euro hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die in den Jahren 2006 bis 2012 erlittenen Vermögensverluste im Ausland geschätzt. Links des Rheins war man in den letzten Jahren pragmatischer: Anlagen in rentablen Immobilien und Lebensversicherungen, die in Frankreich nichts anderes als Sparpläne mit Versicherungsschutz sind - der Zinssatz des Livret A wird vom französischen Wirtschaftsministerium immer deutlich über dem Marktzins festgesetzt - stachen das deutsche Anlageverhalten aus.
Essenszeiten: ein wichtiger Teil der französischen Kultur! "Über Geschmack lässt sich streiten", aber nicht über die Essenszeiten. Der Franzose legt großen Wert auf seinen täglichen Speisenkalender, der ein Frühstück, ein warmes Mittagessen, ein Goûter und ein warmes Abendessen beinhaltet. Man isst gemeinsam, ob in der Runde von Kollegen oder im familiären Kreis. Eine Zeit des Genusses und des Austausches. Die Zeiten, zu denen man zum Mittagstisch zusammenkommt, sind: 12-14 Uhr. Viele berufstätige Franzosen gehen ins "Resto" um die Ecke, um dort ihr warmes manchmal 4 Gänge Menü zu verspeisen. Das bedeutet, dass man um 15 Uhr "zu spät" kommt, wünscht man dann zu "Mittag" zu essen, denn dann befindet sich der Maître der Cuisine bereits in der Vorbereitung für den Abendtisch, den er ab 19:30-21:30 Uhr öffnet. Natürlich finden Sie in Großstädten auch die durchgehend geöffnete Küche, aber unser Tipp: machen Sie einen Umweg denn Restaurants mit durchgehend offener Küche sind selten zu empfehlen!
Verkehrte Welt: In Deutschland, das sich in Zeiten der Krise als Modell des vernünftigen Wirtschaftens präsentiert, liegt das Durchschnittsvermögen der Bürger deutlich unter dem der Franzosen. Dabei haben Deutsche ein höheres Einkommen. Das jüngste Vermögensranking im Global Wealth Report der Credit Suisse bestätigte im Oktober 2017 erneut: Der durchschnittliche Franzose ist vermögender als der Durchschnittsdeutsche. Demnach liegt das durchschnittliche Vermögen Erwachsener (Bargeld, Wertpapiere, Immobilien) in Frankreich bei 263 399 Dollar, in Deutschland nur bei 203 946. Noch deutlicher zugunsten Frankreichs fällt der Unterschied bei den Medianvermögen aus: Es beträgt in Frankreich 119 720 Dollar, in Deutschland dagegen 47 091 Dollar. Für die Deutschen heißt das, die Hälfte der Haushalte verfügt über weniger als 47 091 Dollar Vermögen, die andere Hälfte über mehr. Im Vergleich zu den Franzosen sind die Deutschen also relativ arm. Die überdurchschnittlich hohe Diskrepanz zwischen dem Durchschnitts- und dem Medianvermögen deutet Experten zufolge darauf hin, dass die Vermögen sehr ungleich verteilt sind.
Wo Stehst Du, 2024