Wo Stehst Du
Noch vor 30 Jahren hieß das weniger buntscheckig "Stieffamilie". Und ein offenbar von Grimms Märchen geprägtes kanadisches Forscherpaar machte in den 80er-Jahren eine Untersuchung: haben Kinder in Familien mit Stiefmutter oder Stiefvater ein höheres Misshandlungs- und Sterberisiko? Erschütterndes Resultat: ja, haben sie und zwar ein 70mal so hohes. Das darf doch wahr nicht sein. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde die Studie durch zig Gegenstudien in Zweifel gezogen. Aber - mal völlig unstudiert intuitiv - ist dieser in der Psychologie – sinnigerweise sogenannte – Cinderella-Effect nicht leicht nachvollziehbar? In der Gegenwart der Grimms waren Stiefmütter nicht selten – anders als in der Vorvergangenheit, in der die Grimmschen Märchen spielen. Ursache des verstärkten Witwertums war das Kindbettfieber, an dem viele Mütter starben. Und das kam im 19. Jahrhundert verstärkt auf, als viele Frauen nicht mehr zuhause ihre Kinder auf die Welt brachten, sondern in Krankenhäusern und Gebäranstalten, wo sich Ärzte zwischen Leichenuntersuchung und Geburtshilfe nicht die Hände wuschen.
Dabei könnte die Kernfusion eine Alternative zu Strom von Windrädern und Solaranlagen bieten. Während bei der Kernfusion noch grundlegende physikalische und technische Fragen offen sind, fehlen beim Ausbau von Wind- und Sonnenstrom bisher geeignete Energiespeicher. Batterien aus nachwachsenden Rohstoffen oder aus Kohlendioxid erzeugte Chemieprodukte könnten da helfen Der Staat soll die Freiheit der Wissenschaft garantieren und die Wissenschaft vor staatlichen Einfluss geschützt werden. In dieser paradoxen Situation die Balance zu halten, ist schwierig Nach fünf Jahren Forschung präsentieren Wissenschaftler erste Erfolge mit einem Frühtest für Legasthenie. Doch bedeutet eine zeitige Behandlung auch einen sicheren Erfolg? Ein Podcast zum Thema
Auf diese Weise wird die Stiefmutter gleichzeitig zu einem dämonischen Wesen. Der Hexe ähnlich ist sie mit magischen Kräften ausgestattet, und kann etwa ihre Gestalt ändern oder plötzlich aus dem Nichts erscheinen. Für die Interpretation, dass die Stiefmutter eigentlich die Mutter, jedoch ihr böser Anteil ist, spricht auch die in etlichen Märchenversion zu verfolgende Wandlung der Mutter (ältere Version) in eine Stiefmutter (neuere Version). Dies ist etwa in Hänsel und Gretel der Fall. In der ersten Fassung ist es noch die Mutter, die ihren Mann die Kinder im Wald aussetzen lässt, später dann die Stiefmutter. In Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein entspricht die Familienkonstellation der von Aschenputtel. Eine Frau hat zwei geliebte Töchter und eine ungeliebte (Zweiäuglein), jedoch ist laut Text auch Zweiäuglein eine leibliche Tochter. Einen weiteren Märchentyp, in dem die Stiefmutter als treibende Kraft auftritt, bilden die Märchen von den ungleichen Stiefschwestern, die eine freundlich, die andere garstig.
Die böse Stiefmutter ist neben der Hexe eine im europäischen Märchen häufig vorkommende Märchenfigur. Als Gegenspielerin der Heldin (seltener des Helden) treibt sie die Handlung voran, wobei sie nicht selten von magischen Kräften Gebrauch macht und insofern tatsächlich der Hexe ähnelt. Schneewittchen und Stiefmutter. Illustration Carl Offterdinger Neben ihr bleibt der (leibliche) Vater eine ausgesprochen blasse Gestalt. Dieser macht — wenn überhaupt — nur zaghafte Einwände gegen die schlechte Behandlung seines Kindes durch die neue Frau geltend. Den bösen Stiefvater als männliches Pendant zur bösen Stiefmutter gibt es im Märchen nicht. Auffällig ist auch, dass häufiger (Stief-)Töchter als (Stief-)Söhne unter der bösen Stiefmutter zu leiden haben. Vieles davon ist nur zu erklären, wenn man von einer matrilinearen Erbfolge (über die mütterliche Linie) ausgeht. Die Stiefmutter als Konkurrentin Das wahrscheinlich bekannteste Stiefmutter-Märchen, Schneewittchen, handelt von der direkten Konkurrenz zwischen Stiefmutter und -tochter.
Deren älterer Bruder Moritz studiert schon und ist nicht zu Hause. Aber ihre Halbbrüder Matthias, 12, und Philipp, neun Jahre alt, sind da. Gerade haben alle zusammen gefrühstückt. Vater Stephan Grünewald, Jahrgang 1960, natürlich auch. In Deutschland gibt es etwas mehr als acht Millionen Familien, in denen minderjährige Kinder leben. Jede zehnte davon ist eine Stieffamilie. Hinter diesen Zahlen verbergen sich viele Geschichten: 1, 3 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben hierzulande in einer Stieffamilie. Ganz schön viele! Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das Phänomen "Patchworkfamilie" näher untersucht - und dabei besonders auf die Kinder geschaut: Im Vergleich zu Kernfamilien ist das Klima in Patchworkfamilien nicht besser oder schlechter, wenn Papa eine neue Frau hat. Oder wenn Mama einen neuen Mann kennenlernt und mit ihm zusammenzieht. Aber es gibt einen Unterschied: Wie eine Mutter wohl "zu sein hat" - das ist für die Stiefmutter eine offene Frage.
Als dreifache Mutter möchte ich bei diesem Perspektivenwechsel immer den Kopf schütteln, ein "Ach ja, Kinder" vor mich hinmurmeln und mit den Brüdern Grimm grollen, die als Romantiker nur Extreme kannten. von Eva-Maria Obermann
Wo Stehst Du, 2024