Wo Stehst Du
Nach VW ruft nun auch Daimler Millionen Diesel-Fahrzeuge für eine freiwillige Nachrüstung in die Werkstätten zurück. Betroffen sind fast alle Diesel mit Euronorm 5 und 6, bei der Maßnahme soll der Stickoxid-Ausstoß gesenkt werden. Der Autobauer lässt sich das insgesamt 220 Millionen Euro kosten. Was Diesel-Fahrer jetzt wissen müssen: Welche Modelle sind konkret betroffen? Fast alle Diesel aus dem Hause Daimler mit Euronorm 5 und 6 – diese wurden für viele Modelle ab 2009 vergeben. Ältere Autos brauchen demnach meist keine Nachrüstung. Außerdem sind Motoren der neuen Diesel-Generation OM 654 und OM 656 ausgenommen, die in der neuen E-Klasse und S-Klasse verbaut sind. Wann muss ich in die Werkstatt? Fahrer der betroffenen Modelle werden von Daimler per Post angeschrieben, teilte Daimler-Pressesprecher Matthias Brock auf Anfrage mit. In den nächsten Wochen sollen die ersten Anschreiben verschickt werden. Die Nachrüstung ist aber freiwillig, niemand ist verpflichtet, seinen Wagen in die Werkstatt zu bringen.
"Wir sprechen die Kunden aber aktiv an und freuen uns, wenn sie die Maßnahme in Anspruch nehmen", sagt Brock. Wie läuft die Nachrüstung ab? Für die betroffenen Autofahrer ist die Nachrüstung in der Werkstatt kostenlos. Die Aktion soll pro Wagen etwa eine Stunde dauern. Die Mechaniker müssen dafür keine Teile austauschen – es handele sich um ein reines Software-Update, "weil dieses für eine schnelle und flächendeckende Wirkung sorgt", teilt Daimler mit. Das Update soll bei Vertragswerkstätten und Niederlassungen ebenso wie bei freien Werkstätten möglich sein. Die Software muss allerdings erst noch programmiert werden – und zwar in x-facher Ausführung, je nach Fahrzeugtyp, Leistungsstufe des Motors und Getriebeart. Deshalb soll die Nachrüstung auch "bis weit ins Jahr 2018" dauern. Was bewirkt das Update? Daimler will damit zum einen das sogenannte Thermofenster verändern. Es sorgt dafür, dass die Abgasreinigung außerhalb eines bestimmten Temperaturbereichs abgeschaltet wird, um – wie Hersteller argumentieren – den Motor zu schützen.
Dabei wird aus einem separaten Tank Harnstofflösung (Markenname "Adblue") in die Abgasleitung eingespritzt. Der Harnstoff reagiert dann im Katalysator mit den gesundheitsschädlichen Stickoxiden (NOx) im Abgas. Diese werden in ungefährliches Wasser und Stickstoff zersetzt. Kehrtwende der Kanzlerin: Merkel will Hardware-Nachrüstung alter Diesel Keine Spur von Krisenstimmung: Gebrauchte Diesel werden zum Exportschlager Scheuer: "Der Staat ist kein Autohändler" Wie effektiv ist die Nachrüstung? Experten schätzen, dass ein SCR-System bis zu 90 Prozent der Stickoxide aus dem Abgas entfernt. Ein aktueller Langzeittest des ADAC zeigt ersten Ergebnissen zufolge Reduktionen um rund 70 Prozent. Damit sind die Katalysatoren viel effektiver als die Software-Updates, auf die die Autoindustrie bislang setzt. Diese reduzieren NOx nur um 20 bis 30 Prozent. Durch SCR-Systeme könnten viele Dieselfahrzeuge die Schadstoff-Grenzwerte einhalten und dürften somit von Fahrverboten ausgenommen werden. Passt das System ins alte Auto?
Wo Stehst Du, 2024