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Im eigentlichen Sinne ist er kein Plattenbau, sondern in Blockbauweise gebaut, da derzeit die Hebefahrzeuge nur bis maximal 0, 8 t tragen konnten. Jedoch bildet er den Anfang und die vorläufig einzige Form des Massenwohnungsbaus. Beim Q3A ist das Fugenraster verborgen, da er nach der Montag außen wie innen verputzt wurde, typisch waren Außenküchen und Innenbäder sowie Ofenheizungen. Mittelganghaus und WHH 17 Beide Bautypen gehen auf einen Wohnungsbauwettbewerb von 1963 zurück. Im Mittelganghaus werden alle Wohnungen über einen zentralen Flur erschlossen, die Aufzüge und Treppenhäuser wurden, um die Standard-Plattenelemente benutzen zu können, vor das Haus gesetzt. Im Haus befanden sich kleine Wohnungen in Form von Studios oder Zweiraumwohnungen, die beide mit Kleinstküchen entworfen wurden. Küche und Bad wurden als komplett vorgefertigte Einbauelemente eingebracht. WHH 17 steht für Wohnhochhaus mit 17 Stockwerken. Dieses Punkthochhaus sollte als städtebauliche Dominante kleine Einraumwohnungen mit Innenbad und Kochzeile beherbergen.
Fortan setzte man die Quertafelbauweise ein, so ergab sich eine Raumbreite von 3, 6 m. Dabei teilten sich Küche und Bad eine Achse und erhielten beide Tageslicht über Fenster. Die Fassaden wechselten in ihrer Gestaltung zwischen vorspringenden Balkonen und bodentiefen französischen Fenstern. Am besten ist die QP-Platte allerdings an den Keramik-Platten zu erkennen, die in allen Farben an den Außenfassaden angebracht waren. 1971 entstand außerdem noch eine Mischform aus QP und WBS 70. WBS 70 Die Wohnungsbauserie 70 ist die Plattenbauserie, die seit Beginn der 70er Jahre gebaut wurde und am häufigsten in der DDR zu finden war. Mit dieser Serie sollten Sonderbauteile und regionale Varianten verschwinden und somit das sozialistische Bauen rationeller gestaltet werden. Ausgehend von den Typen P1, P2 und QP entstand ein Plattenbau mit einem horizontalen und vertikalen Raster von 1, 20m. Wohnen und Essen sollte wieder in getrennten Räumen stattfinden, sodass eine abgetrennte Küche mit Essplatz entstand.
Dann blieben höchstens Stunden, um die Wohnungen zu räumen. "Man ging noch einmal ins Wohnzimmer, schaute ein letztes Mal in den Garten, und wusste: Das alles wird es gleich nicht mehr geben. " Neunmal musste Conrad zwangsweise umziehen. Manchmal ging es so schnell, dass er nachher die Reste seines Hausrats aus dem Schutt graben musste. Es waren solche erniedrigenden Momente, in denen er sich der DDR hilflos ausgeliefert fühlte. In denen sein Zorn wuchs auf die Plattenbauten, auf die graue Einheitsarchitektur, die alles Historische und Individuelle aufzufressen schien. Irgendwann war die Empörung so groß, dass sie zum Antrieb wurde, die Missstände zu dokumentieren. Chronist des Verfalls Conrad besorgte sich eine Kleinformatkamera und zog Tag für Tag durch die Straßen von Greifswald. Fotografierte zentimeterbreite Risse in jahrhundertealten Gemäuern, bröckelnde Fassaden, notdürftig verrammelte Türen, löchrige Dächer. Machte Aufnahmen von den Schuttbergen, nachdem die Bulldozer gewütet hatten - und von den neuen Plattenbauten, die nun in den Himmel schossen.
Einige Kommunen haben sich bereits für den Abriss entschieden und legen am Ort der ehemaligen Trabantenstädte Grünflächen an. Andere entscheiden sich hingegen für den gezielten Rück- und Ausbau des sozialistischen Erbes. Dazwischen werden auch Blöcke abgerissen, um Freiflächen zwischen den Bauten zu schaffen und die Wohnqualität damit zu erhöhen. Die ehemals monotonen Blöcke werden auch häufig zu Viergeschossern zurückgebaut und mit Terrassen und Dachgärten versehen. Wenige Kommunen beschlossen jedoch auch die Altlasten an einen Investor zu verkaufen. Dass die Entschuldung dann auf Kosten der Mieter erfolgt, wird dabei billigend in Kauf genommen, um die Schulden der Gemeindekasse loszuwerden. Diese Probleme werden wohl noch einige Jahre andauern, wie auch die Abwanderung der Bevölkerung ganzer ostdeutscher Landstriche. Deshalb soll im folgenden unter die Lupe genommen werden, welche Bautypen hier überhaupt in der Diskussion stehen. Denn Plattenbau ist nicht gleich Plattenbau. Querwandtyp Nr. 3 Variante A (Q3A) Alles begann bereits 1957 mit dem Q3A.
Schon vorher steht fest, wo jede Steckdose sitzt oder wo ein Rohr entlangläuft. Typenbauten - WBS 70, WHH Gt 18 oder doch P2? Die Architekten entwickelten verschiedene Typen von Plattenbauten. Besonders häufig gebaut wurde der Typ WBS 70. Das ist die Abkürzung für "Wohnbauserie 70". Sie wurde 1970 entwickelt. Dieser Typ ist mit 42 Prozent am häufigsten zu finden. Er hat meist fünf oder elf Geschosse. Demgegenüber ist WHH GT 18/21 höher. Es bedeutet "Wohnhochhaus Großtafelweise" mit 18 oder 21 Stockwerken. Es wurde ab 1969 gebaut, oft zwei nebeneinander. P2 wurde 1961 erstmals gebaut. P2 steht für "parallel 2": Die tragenden Wände waren parallel zur Fassade angeordnet und es gab zwei Aufgänge im Haus. Die Wohnungen liegen um ein innenliegendes Treppenhaus, es gibt fünf bis elf Stockwerke. In die Platte? Gerne! Plattenbauten erfreuten sich in der DDR großer Beliebtheit. Denn im Gegensatz zu den verwahrlosten Altbauten, wo es kein Bad in der Wohnung gab und mit Kohle geheizt wurde, hatte man hier den größten Komfort: fließendes Wasser, Zentralheizung, ein Bad mit Toilette und Badewanne.
Die Tarnung funktionierte, und die jungen Rebellen übten sich als Hobby-Sanierer. Sie zogen Schornsteine hoch, reparierten Öfen, dichteten Fenster ab. Oft waren die Wohnungen noch mit alten Gemälden, Büchern und Antiquitäten vollgestopft - kleine Museen aus einer Zeit vor dem Sozialismus. Von Umzug zu Umzug schwoll daher Conrads Hausstand an, weil er keine antiken Dinge wegwerfen wollte: weder die Werbeschilder aus Emaille noch die Automaten und Zeitungen aus der Kaiserzeit. Selbst den staatlichen Spitzeln entging diese Marotte nicht: In seiner Stasi-Akte wurde Conrad als Staatsfeind unter dem Namen "Der Sammler" geführt. Suche in den Schuttbergen Schick und cool fanden "Der Sammler" und seine Freunde es damals, in den alten Gebäuden zu leben. "Mir taten alle leid, die in den Plattenbauten wohnen mussten", sagt er. "Für uns war das brav, bieder, einfach nur schlechter Geschmack. " Doch die romantische Zeit in knarzenden Fachwerkhäusern endete oft schon nach wenigen Monaten. Meist kamen die staatlichen Abrissteams frühmorgens.
E ine "DDR-Platte" unter Denkmalschutz? In Bernau nordöstlich von Berlin ist das geschehen. Seit einem Jahr ist ein Eckgebäude mit drei Eingängen ein schützenswertes Einzeldenkmal. Der DDR-Plattenbau kann nun in einem Atemzug mit der mittelalterlichen Stadtmauer mit historischem Pulverturm genannt werden. Von Zeit zu Zeit kommen bereits Fachleute, um sich den besonderen Bau anzusehen. "Unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen, als es darum ging, das Gebäude auf die Denkmalliste zu setzen", sagt Jens Häßler, Geschäftsführer der Wohnungs- und Baugesellschaft (Wobau) Bernau, als Eigentümer. Eigentlich sollte nur noch die Fassade gedämmt werden. Von 2003 bis 2011 war der Block mit seinen drei Etagen bereits komplett von innen saniert worden. Von den Versorgungssträngen über Fenster und Türen und den Anstrich im Treppenhaus bis zu den Briefkästen: Alles ist mittlerweile neu. Die Fassadendämmung sollte als I-Tüpfelchen zum Abschluss kommen. "Besonderes Beispiel für DDR-Architektur" Doch mit dem Antrag auf die Genehmigung wurden Denkmalschützer auf das Haus aufmerksam.
Hier wuchs Ende der Siebziger sein Groll auf die Plattenbauten, hier legte er sich mit der Staatsmacht an, hier reifte sein Wunsch, Fotograf zu werden. Verpönte Gemütlichkeit "Greifswald", erklärt er, "war neben Gotha und Bernau eine jener Teststädte, in der die DDR die historische Bausubstanz möglichst vollständig durch die vermeintlich fortschrittlichen Plattenbauten ersetzen wollte. " Die DDR wollte ihr Ideal der sozialen Gerechtigkeit in Beton gießen: Der sozialistische Bürger sollte lieber in gleichförmigen Wohnanlagen leben als in ehemaligen Häusern frühkapitalistischer Unternehmer der Hansezeit. Eine gemütliche Altstadt war bei den staatlichen Stadtplanern verpönt. Zwar rückte die SED von ihrem ursprünglichen Vorhaben ab, die Greifswalder Altstadt vollständig abzureißen und auch das mittelalterliche Straßennetz durch breite Boulevards zu ersetzen. Dennoch verschwand bis zur Wende etwa die Hälfte aller historischen Gebäude. Und das in einer Stadt, die den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hatte.
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