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Es ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse im deutschen Gesundheitswesen: viele Ärzte schreiben Überweisungen - und kassieren dafür. Kaum einer redet darüber, doch immer wieder werden einzelne Fälle bekannt. Für Ärztekammern und Krankenkassen nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Überweisung gegen Bares ist längst deutschlandweit verbreitet. Radiologen zahlen pro zugewiesenem Patient an Orthopäden, Hörgeräteakustiker an Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Laborärzte an Hausärzte. "Kick-Back"-Zahlungen nennen das Experten. In Berlin "bedankte" sich ein Sanitätshaus bei einem Orthopäden für die langjährige Zusammenarbeit, indem es dem Mediziner einen Porsche "Cayenne" zur Verfügung stellte. Und es gibt immer neue Tricks beim Geschäft mit Überweisungen. Mittlerweile gründen viele Ärzte bundesweite Netzwerke - sogenannte Teilgemeinschaftspraxen - mit denen Kick-Back-Zahlungen verschleiert werden können. Die Patienten bleiben verunsichert zurück: war die Überweisung jetzt medizinisch sinnvoll für mich - oder finanziell sinnvoll für meinen Arzt?
Auch nach der Abschaffung der Praxisgebühr wird in Deutschland die Facharztbehandlung in vielen Fällen durch Überweisungen geregelt. Ein Großteil der Überweisungen werden noch immer von Hausärzten ausgestellt. So wird die Kommunikation der behandelnden Ärzte untereinander erleichtert und der Patient kann optimal versorgt werden. Die meisten Fachärzte dürfen allerdings auch ohne Vorlage eines Überweisungsscheins Termine vergeben (Überweisung online ordern). Wozu dient eine Überweisung? Seit die Praxisgebühr zum 1. Januar 2013 abgeschafft wurde, konsultieren viele Patienten Fachärzte, ohne sich zuvor einen Überweisungsschein bei ihrem Hausarzt ausstellen zu lassen. Überweisungen sind aber mit dem Wegfallen der Praxisgebühr nicht überflüssig geworden. Der Hausarzt als behandelnder Arzt, der mit der Krankengeschichte seines Patienten im besten Fall seit vielen Jahren vertraut ist, soll die Behandlung durch Fachärzte koordinieren. Zum Beispiel sorgt er dafür, dass es bei der Verschreibung verschiedener Medikamente nicht zu Wechselwirkungen kommt, trägt aber auch dafür die Verantwortung, dass keine überflüssigen diagnostischen oder therapeutischen Maßnahmen durchgeführt werden.
Wieviel Geld bekommt ein Hausarzt für die Überweisung an einen Facharzt? Mein Hausarzt fordert, das ich immer erst zu Ihn komme, und mir eine Überweisung abhole, bevor ich zum Facharzt gehe. Verdient mein Hausarzt dadurch mehr, und mein Facharzt dadurch weniger? 5 Antworten Die Forderung / Bitte nach einer Überweisung hat gute Gründe: Zum Einen wird in der Regel (ja, es gibt natürlich auch andere Beispiele) eine (Verdachts-)Diagnose und / oder ein Auftrag auf die Überweisung geschrieben, so dass der dann aufgesuchte Facharzt schon mal eine kurze Info hat, worum es (nach ansicht des Überweisers) geht. Zum anderen ist der Überweisungsempfänger (der entsprechende Facharzt) verpflichtet(! ), dem Überweiser einen Bericht über die Untersuchung / Behandlung zukommen zu lassen, was wiederum für die Betreuung des Patienten sehr sinnvoll sein kann (Der Hausarzt soll ja gerade auch den Überblick über die med. Maßnahmen haben, u. a. um unnötige Untersuchungen zu vermeiden und / oder Zusammenhänge aus unterschiedlichen Befunden zu erkennen.
Doch auch, wenn der Gang zum Hausarzt für Patienten einen zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet, lohnt sich es sich aus den oben genannten Gründen, eine Überweisung beim Facharzt vorzeigen zu können. Der Hausarzt kann darin zum Beispiel vermerken, dass die angeforderte therapeutische oder diagnostische Maßnahme dringend durchgeführt werden muss. Gerade bei schweren Erkrankungen oder in Risikosituationen wird dem Patienten so zusätzlich Rückhalt verschafft. Andererseits wurde im Rahmen einer Studie festgestellt, dass Patienten ohne Überweisungen im Schnitt schneller Facharzttermine bekommen. Gut informierte und kommunikationsfähige Patienten sind demnach gegenüber anderen klar im Vorteil, wenn es um ihre medizinische Versorgung geht. Was ist eine Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)? Die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) bieten ihren Versicherten in Deutschland die sogenannte Hausarztzentrierte Versorgung an. Mit Unterzeichnung eines Vertrages verpflichtet sich der Versicherte in der Regel für ein Jahr, bei allen gesundheitlichen Problemen zunächst seinen Hausarzt aufzusuchen und Facharztleistungen ausschließlich nach Ausstellung eines Überweisungsscheins in Anspruch zu nehmen.
Ausnahmen gelten für Gynäkologen und Augen-, Zahn- und Kinderärzte. Auch bei medizinischen Notfällen gilt diese Regelung nicht. Im Austausch erhält der Versicherte Vergünstigungen von seiner Versicherung. Benötigen Privatversicherte eine Überweisung zum Facharzt? Ob Privatversicherte eine Überweisung zum Facharzt benötigen, hängt ganz von ihrer Versicherungspolice ab. In einem sogenannten Primärarzt-Tarif kann festgelegt werden, dass der Versicherte bei Konsultation eines Facharztes ohne Überweisung vom Hausarzt einen zusätzlichen Eigenanteil zahlen muss. Wie lange ist eine Überweisung gültig? Eine Überweisung gilt immer bis zum Ende eines Quartals. Das erste Quartal des Jahres dauert vom 01. Januar bis zum 31. März, das zweite endet am 30. Juni und das dritte zum 30. September. Allerdings ist es in Deutschland üblich, Überweisungen quartalsübergreifend auch im Folgequartal anzuerkennen, unter der Bedingung, dass der Versicherte seine Gesundheitskarte vorlegen kann. Diese Vorgehensweise ist sinnvoll, wenn Überweisungen am Quartalsende ausgestellt werden oder kein Facharzttermin innerhalb des laufenden Quartals vergeben werden konnte.
Die Befunde muss er dem behandelnden Arzt innerhalb von drei Tagen nach Befundstellung übermitteln. Eine Überweisung zur Mitbehandlung wird ausgestellt, wenn der behandelnde Arzt ergänzende therapeutische oder diagnostische Maßnahmen für nötig hält, die er selbst nicht erbringen kann. Eine Weiterbehandlung wird dagegen empfohlen, wenn aufgrund der Lebenssituation des Patienten ein Arztwechsel nötig ist. Schließlich kann mit einem Überweisungsschein auch eine Laborleistung in Auftrag gegeben werden. Zu diesem Zweck wird allerdings ein anderer Vordruck verwendet. Ist für einen Besuch beim Facharzt immer eine Überweisung nötig? Facharzttermine können in Deutschland auch ohne Überweisung vergeben werden. Ausnahmen von dieser Regel sind Radiologen, Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner und Laborärzte. Diese können nur nach Beauftragung durch einen anderen behandelnden Arzt in Anspruch genommen werden. Das gilt allerdings nicht für Mammographien zur Prävention von Brustkrebs, obwohl diese ebenfalls durch einen Radiologen durchgeführt werden müssen.
Zum Hauptinhalt springen Ein Bericht über verdeckte Provisionszahlungen unter Ärzten hat ein Schlaglicht auf die Praxis bei der Überweisung von Klienten geworfen. Krankenkassenspezialist Felix Schneuwly sagt, was Patienten tun sollen. Aktualisiert: 06. 02. 2015, 14:20 Über die Grundlagen einer Empfehlung wird selten gesprochen: Ein Arzt in seiner Praxis (gestellte Aufnahme). Christian Beutler, Keystone Herr Schneuwly, wie erkennt ein Patient, ob bei seiner Überweisung an einen Spezialisten Geld fliesst? Aus der Rechnung wird er dies nicht ersehen können. Ich würde als Patient den Hausarzt dasselbe fragen wie einen Versicherungsberater: Worauf beruht Ihre Empfehlung? Ich kann dann ganz explizit nachfragen: Fliesst auch noch Geld? Um diesen Artikel vollständig lesen zu können, benötigen Sie ein Abo.
Vor allem in Ballungsräumen sei die Konkurrenz unter den Kliniken groß, so die DGU. Die Häuser versuchten zunehmend, Ärzte für Patienten mit bestimmten Diagnosen zu bezahlen. "Ob die Zuweiser die Prämie fordern oder annehmen - es bleibt ein juristisch und ethisch überaus fragwürdiges Prozedere", bemängelte die DGU. Die Gesellschaft will auf ihrer Jahrestagung Mitte September in Dresden weiter über das Problem der "gekauften/verkauften Patienten" informieren. Der Ehrenkodex hält nicht mehr Krankenhäuser ließen sich die Einweisung eines Patienten, der eine neue Hüfte bekommt, bis zu 1000 Euro kosten, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Krankenkassen. Die umstrittene Praxis gehe quer durch alle Fächer. Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe sagte, Geld für eine Einweisung zu nehmen, sei "total verboten". Doch die Medizin sei in hohem Maß kommerzialisiert. "Da halten die Ehrenkodexe nicht mehr. " Brysch betonte: "Die Opfer solcher Machenschaften sind in erster Linie die Schwerstkranken und Sterbenden. "
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