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N Engl J Med. 2017, 377(15):1417-1427). Trotz dieser Studienlage argumentierte die EMA gegen eine Zulassung auf Grund des kardialen Risikoprofils älterer Patienten. Ähnliche Bedenken schien die amerikanische Zulassungsbehörde (FDA) sowie die in Japan und anderen außereuropäischen Ländern nicht zu teilen. Dies ist ein herber Rückschlag für die Weiterentwicklung einer suffizienten Osteoporosetherapie in Deutschland. Dr. med. Uwe de Jager, Freudenstadt
Osteoporose: Moderne Arzneimittel bauen Knochen wieder auf Osteoporose wird auch Knochenschwund genannt und ist eine Erkrankung, bei der die Knochenmasse so stark vermindert ist, dass es bereits beim Stolpern und Hinfallen zu Brüchen kommen kann. Osteoporose ist eine Krankheit, die uns alle treffen kann. Laut WHO ist Osteoporose eine der häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates unserer Zeit. Osteoporose ist eine schleichende Krankheit, die jahrzehntelang ohne Symptome verlaufen kann und häufig erst dann entdeckt wird, wenn es zu Knochenbrüchen kommt. Jede spezielle Osteoporose-Therapie muss von einer Basismedikation, bestehend aus einer Kalzium- und Vitamin D-Zufuhr begleitet sein. Da es sich bei der Osteoporose um eine chronisch fortschreitende Erkrankung handelt, müssen entsprechende rezeptpflichtige Medikamente über lange Zeit eingenommen werden. Nur so kann dem Masse- und Strukturverlust des Knochens ausreichend entgegengewirkt werden. Auch wenn der durch Osteoporose bedingte Knochenschwund irreversibel ist, können mit den entsprechenden Therapien weitere Knochenbrüche vermieden werden.
Odanacatib der Firma Merck & Co., ein Cathepsin-Inhibitor, war schon weit fortgeschritten. Im Herbst 2016 wurde seine Weiterentwicklung trotz guter Frakturverhinderung eingestellt, da ein erhöhtes CV Risiko, insbesondere für Schlaganfälle bestand (6). Ähnlich kritisch wurden wegen der gesteigerten CV Nebenwirkungen die Chancen für Romosozumab für eine Zulassung von Analysten eingestuft. Der Antrag wurde auch am 22. Mai 2017 von der FDA zurückgestellt (4). Nach jetzt erfolgter Approbation von Romosozumab in Japan (s. o. ) wird man sehen, wie die Arzneibehörden in den USA und in der Europäischen Union entscheiden werden. Romosozumab ist ein osteoanaboles Medikament, welches in Sequenz mit einem Antiresorptivum wie etwa einem Bisphosphonat gewiss vorteilhaft wäre. Ob man es aber mit Denusomab (Prolia) wie in der FRAME-Studie kombinieren soll, sei dahingestellt. Beim Absetzen von Denusomab traten nämlich multiple Wirbelbrüche auf, wie auch im DGE-Blog berichtet wurde. Insofern wäre eine Kombination mit Bisphosphonaten eher sinnvoll.
Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (Prof. Helmut Schatz, Bochum) Bochum, 22. Januar 2019: Am 8. Januar wurde in Japan als erstem Land Romosozumab für die Osteoporosetherapie zugelassen. Im DGE-Blog wurde erstmals im Jahre 2012 (1) und in den folgenden Jahren mehrfach über diese Substanz der Firmen AMGEN und UCB berichtet. Es handelt sich um einen gegen Sklerostin gerichteten humanisierten monoklonalen Antikörper. Sklerostin ist ein von den Knochenzellen sezerniertes Protein, welches die Knochenneubildung hemmt, sein dagegen gerichteter Antikörper Romosozumab wirkt somit osteoanabol. Dies erkennt man am Anstieg des Prokollagen-1-N-terminalen Peptids (P1NP), eines Markers des Knochenanbaus. In der FRAME-Studie (2) bei postmenopausalen Frauen bewirkte im 1. Jahr die 1x monatliche s. c. Gabe von Romosozumab gegenüber Plazebo einen Rückgang der Wirbelkörperfrakturen. Nach dem ersten Jahr wurde das Antiresorptivum Denusomab (Prolia®) gegeben und nach zwei Jahren waren die Wirbelkörperfrakturen um 75% vermindert.
Im Vergleich zu Placebo war die Frakturrate um 86 Prozent vermindert. Die Hazard Ratio von 0, 14 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0, 05 bis 0, 39 hoch signifikant. Im Vergleich zu Teriparatid d�rfte es keinen signifikanten Unterschied gegeben haben. Bei den nicht-vertebralen Frakturen war der Vorteil von Abaloparatid nicht so eindeutig. Im Placebo-Arm kam es zu 33 Frakturen (4, 7 Prozent), unter der Behandlung mit Teriparatid waren es 24 Frakturen (3, 3 Prozent) und unter der Behandlung mit Abaloparatid 18 Frakturen (2, 7 Prozent). Miller errechnet eine Hazard Ratio von 0, 57, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0, 32 bis 1, 00 nicht signifikant war. M�glicherweise w�ren die Ergebnisse bei einer gr��eren Teilnehmerzahl eindeutig ausgefallen. Beide Wirkstoffe erh�hten die Knochenmineraldichte an Gesamth�fte, Oberschenkelhals und in den Lendenwirbeln, w�hrend die Werte im Placebo-Arm sich erwartungsgem�� kaum ver�nderten und am Oberschenkelhals sogar zur�ckgingen.
463 post�menopausale Frauen an 28 Zentren in zehn L�ndern (keine deutsche Beteiligung) teilnahmen. Die Patienten hatten eine verminderte Knochendichte und radiologische Nachweise von mindestens zwei leichten Frakturen (oder wenigstens eine mittelschwere bis schwere Fraktur). Sie wurden im gleichen Verh�ltnis auf drei Studienarme randomisiert, in denen sie t�gliche subkutane Injektionen von Teriparatid, Abaloparatid oder Placebo erhielten. (Ein Placebo-Arm ist bei diesem Schweregrad ethnisch bedenklich, er wurde mit der geringen Behandlungsrate von Frauen mit Osteoporose im Allgemeinen gerechtfertigt). Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass nur der Vergleich mit Placebo verblindet wurde, was mit der fehlenden neutralen Verpackung von Teriparatid erkl�rt wurde. Prim�rer Endpunkt der Studie war der Anteil von neuen vertebralen Frakturen im Verlauf der 18-monatigen Behandlung. Er trat, wie Paul Miller vom Colorado Center for Bone Research in Lakewood, Colorado, und Mitarbeiter berichten, im Placebo-Arm bei 30 Patienten (4, 22 Prozent) auf, unter der Behandlung mit Teriparatid dagegen nur bei 6 Patienten (0, 84 Prozent) und unter der Behandlung mit Abaloparatid nur bei 4 Patienten (0, 58 Prozent) auf.
Es handelt sich um ein Fragment des Parathormons (PTH 1-34). Studien zeigen eine sehr gute Wirkung bei der schweren Osteoporose zur Verminderung von Wirbelkörperbrüchen, Ergebnisse zu Schenkelhalsbrüchen liegen noch nicht vor. Teriparatid regt den Knochenstoffwechsel an und ist in der Lage, neuen belastbaren Knochen zu bilden. Der Wirkstoff ist ein Abkömmling des Parathormons. Parathormon ist ein körpereigenes Hormon, das von der Nebenschilddrüse gebildet wird und den Calcium-Spiegel im Blut reguliert. Ist zu wenig Calcium im Blut, mobilisiert Parathormon Calcium aus dem Knochen. Leider schwächt es damit die Knochensubstanz. Es erscheint paradox, ausgerechnet Parathormon zur Osteoporose-Therapie einzusetzen. Wird aber Teriparatid (Parathormon-Fragment) gespritzt, wirkt es wie ein Impuls am Knochen, und es kommt zu einer gesteigerten Aktivität der Knochenaufbauzellen. Neuer Knochen wird gebildet, die Knochenstruktur wird verbessert, neue Knochenbälkchen werden aufgebaut und unterbrochene Knochenbälkchen repariert.
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