Wo Stehst Du
Erschienen im Verlag "Edition:anderweit – Verlag für exklusive Bauthemen" von Mila Schrader.
Auf Sizilien entwickelte sich zwischen dem 17. Jahrhundert eine markante Ausführung des Barockstils. Aufgrund des verheerenden Erdbebens im Januar 1693 im südöstlichen Teil der Insel, ergab sich in vielen Orten der Wiederaufbau und die Neugestaltung im barocken Baustil. Charakteristisch für den sizilianischen Barock sind konkav-konvex geschwungenen Fassaden, die von den römischen Baumeistern übernommen wurden, üppige Dekorationen mit prachtvollen Putten und grinsenden Masken, Balkone mit schmiedeeisernen Geländern und die Verwendung des schwarzen Lavagesteins. Vor allem die Stadt Catania an der Ostküste Siziliens erhielt durch den Architekten Giovanni Battista Vaccarini ein barockes Aussehen.
Als typisches Merkmal des Barock gilt seine üppige Prachtentfaltung. Entwicklung des Barock Seinen Ursprung hatte der Barock-Stil in Italien, wo er sich durch die Anlehnung an die Spätrenaissance entwickelte. Zu den ersten Barockbauten zählte die Kirche Il Gesu in Rom, die von Giacomo Barozzi da Vignola (1507-1573) entworfen wurde und bei der es sich um einen tonnengewölbten Längsbau handelte. Als Raumprinzip diente dabei die Verschmelzung von Langbau und zentraler Kuppelvierung. Dieses Prinzip gehörte zu den wichtigsten Merkmalen der Architektur des Barock. Allein in Rom wurden während der Barockzeit über 50 neue Kirchen erbaut. Außerdem veränderte sich durch das Anlegen von Plätzen und Brunnen das gesamte Bild der ewigen Stadt. Im Laufe der Jahre breitete sich der Barockstil auch auf die anderen europäischen Länder und sogar bis in die neue Welt aus. Vor allem in Deutschland mussten nach den Zerstörungen des verheerenden 30-jährigen Krieges viele Städte neu aufgebaut werden, was zu reger Bautätigkeit führte.
Merkmale des Barocks Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden Barockbauten nach einer symmetrischen Bauweise mit geschwungenen Formen im Grundriss. Die großzügig gestalteten Gebäude dienten vorrangig als monumentale Repräsentationsbauten der Adelsfamilien und der katholischen Kirche. Innenräume erhielten üppige Verzierungen oft aus kostbaren Materialien wie Marmor und Goldauflagen. Mit Kartuschen - flächigen Dekorationsrahmen - und filigranen Stuckarbeiten wurden Wände, Fassaden und Decken ausgestattet. Prunkvolle Spiegelsäle sollten die Raumwirkung erweitern. Schlösser mit weitläufigen Parkanlagen bildeten prächtige Gesamtkunstwerke. Die in streng geometrischen Formen angelegten Barockgärten sind durch großzügige Rasenflächen, üppige Blumenbeete und feingeschnittenen Hecken gegliedert und mit Wasserspielen ausgestattet. Barockkirchen erhielten meist konkav und konvex geschwungene Fassaden mit einem zentralen Kuppelbau. Der Lichteinfall in Kirchen war für die barocken Architekten ein wichtiges Gestaltungselement.
Architektur Die Fassaden barocker Gebäude wurden regelrecht gegliedert von einzelnen Fensterachsen. Die sehr stark auf Wirkung und Repräsentation ausgerichtete Barockarchitektur betonte die Haupt-achsen und hob wichtige Gebäudeteile deutlich hervor. Form Der endgültige Übergang vom Steinstützenfenster, einem Merkmal der Fensterarchitektur der Gotik bis Renaissance, zum ausschliesslich hölzernen Fensterstock fand gegen Ende des 17 Jahrhunderts statt. Die Rahmen waren in der Anfangsphase des Barock meistens mittig durch ein Querholz, den sogenannten Kämpfer, und entsprechend in der unteren und oberen Hälfte durch je ein Längsholz, das sogenannte Setzholz, unterteilt. Die Setzhölzer und Kämpfer des Kreuzstockfensters waren aussen meistens halbrund profiliert. Daneben gab es jedoch auch Fenster, bei deren Konstruktion auf Kämpfer und Setzholz verzichtet wurde. Die Fensteröffnung wurde hier nur durch zwei langgestreckte Fensterflügel mit Überschlag (Mittelpartie) geschlossen. Segment – und Rundbogenfenster wurden jedoch stets mit Kämpfer konstruiert.
Zur besseren Wärmedämmung wurden teilweise spezielle Winterfensterflügel (Vorfenster) aussen vor den bestehenden Fenstern angebracht und mit Haken am Blendrahmen gesichert. Glas Anfangs Butzen-, Rechteck- oder Wabenglas. Ab dem 18. Jahrhundert klares Tafelglas im Zylinderverfahren hergestellt. Durch das Aufkommen des Fensterkitts nicht mehr genutet, sondern auf der Aussenseite in einen Kittfalz eingeglast. Die Glasfläche der Flügel wurde anfangs durch Bleisprossen, später Holzsprossen, in kleinförmige Felder unterteilt. Beschläge Anfangs Winkelbänder, Vorreiber und Halteknöpfe aus Eisen. Teilweise auch aus Messing oder Bronce. Schmiedeeiserne Beschläge teilweise verzinnt, poliert oder deckend gestrichen. Später und vor allem bei grösseren Flügeln Fischbänder, Cremonen- und Espagnolettenverschlüsse.
Barocke Gärten Im Barock wurden einige der schönsten Gärten angelegt. Da die barocke Gartenkunst aus Frankreich stammte, nannte man sie auch hierzulande französische Gärten. Sie waren größer als die Gartenanlagen in der Renaissance und die Planung der prunkvollen Gärten war ein Teil des Gesamt-konzeptes der Bauwerke. Ihre Entwicklung verlief parallel zu der Barocken Architektur. Die Abbildung zeigt einen typischen Barock-garten. Er ist kunstvoll verschlungen aber auch gleichzeitig sehr geordnet.
Darüber hinaus bezogen sie auch Lichteffekte in ihre Bauten ein und nutzen andere Kunstformen wie Skulpturen, Malereien und Plastiken. Weitere Merkmale: großflächige Deckengemälde Nutzung von illusionistischen Effekten wie Verschmelzung von Malerei und Architektur, Scheinarchitektur Zwiebeltürme (vor allem im schwäbischen und bayrischen Barock) Abstufungen mit Treppen, um die Rangordnung darzustellen Spiegelsäle War der Artikel hilfreich? Fehler im Text gefunden? Um die Qualität unserer Texte zu verbessern, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns den/die konkreten Fehler benennen könnten: Weitere Artikel zum Thema
Zentralthemen des Barocks Der Triumph ist das große Zentralthema der barocken Kunst – und der Ruhm, denn im Ruhm erhält sich die Tat des Einzelnen, vollendet sich die Zeit zur Ewigkeit. Gleichsam ist das Barockzeitalter das Zeitalter der Fantasie, die notwendig war, um die Menschen geistig zu erheben. Triumphal ist das gesteigerte, oft übersteigerte Lebensgefühl, mit dem uns die Persönlichkeiten der Zeit von Bildnissen und Denkmälern entgegensehen. Triumphal ist der Geist, aus dem heraus Schlösser, Kirchen, Plätze, ja selbst ganze Stadtanlagen entstanden. Bauwerke und Denkmäler bilden die großen Formen einer noch heute verständlichen Symbolik. In den barocken Gärten mit ihrem geometrischen Regelmaß, ihrer Strenge und mit den technischen Wunderwerken ihrer Wasserspiele triumphiert die Kunst des Barock sogar über die Natur.
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