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Nun schickt Teheran Schiffe mit Kraftstoffen nach Südamerika - und revanchiert sich damit für eine alte Hilfe. "Operation Gideon" Wie eine bizarre Kommandoaktion in Venezuela scheiterte Zwei ehemalige US-Elitesoldaten wurden in Venezuela festgenommen - offenbar bei einer Militäroperation an der Karibikküste des Landes. Staatschef Maduro macht die USA verantwortlich. Was steckt dahinter? Von Alexander Sarovic Nachbarländer Venezuela meldet angeblichen Angriff von Söldnern aus Kolumbien Angeblich hat Venezuela einen Angriff kolumbianischer Söldner abgewehrt. Kolumbien bestreitet eine Beteiligung. Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó nannte den Vorfall "inszeniert". Dutzende Tote und Verletzte bei Häftlingsaufstand In einer Haftanstalt der venezolanischen Stadt Guanare sind mindestens 47 Insassen nach einem Aufstand gestorben. Die Gefängnisbeobachtungsstelle spricht von einem Massaker - und von schlimmen Haftbedingungen. Coronakrise in Venezuela Die Panik wächst Kein Benzin mehr, kaum bezahlbare Lebensmittel, vereinzelte Plünderungen: In Venezuela wächst die Hoffnungslosigkeit im Angesicht der Corona-Pandemie.
Maduro bezeichnete den Hilfskonvoi als "Show". Guaidó rief derweil am 12. Februar seine Anhänger zu erneuten Protesten auf. Die derzeitigen politischen Entwicklungen haben ihren Ursprung in einer seit mehreren Jahren andauernden Versorgungskrise sowie in politischen Konflikten, die sich nach dem Tod von Hugo Chávez im Jahr 2013 immer weiter zugespitzt haben. Massenproteste seit 2014 Bereits Anfang 2014 war es zu Massenprotesten in Venezuela gekommen. Damals demonstrierten vor allem Studentinnen und Studenten gegen die Politik des neuen Staatspräsidenten Nicolás Maduro. Anlass waren steigende Preise, die Vorsorgungskrise und die hohe Kriminalitätsrate in dem südamerikanischen Land. Doch den Demonstranten gelang es damals nicht, die Mehrheit der Bevölkerung für ihr Anliegen zu gewinnen. Bei der Parlamentswahl im Dezember 2015 gewann die Opposition eine Mehrheit der Sitze in der Nationalversammlung. Sie stellte fortan fast zwei Drittel der Abgeordneten. In der Folge kam es zu einer Staatskrise, weil Präsident Maduro versuchte, mit Hilfe von Dekreten am Parlament vorbei zu regieren.
Die politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela scheint festgefahren. Der Leiter von Caritas international hat das Land besucht. Im Interview berichtet Oliver Müller von katastrophalen Zuständen – ohne Hoffnung auf eine Verbesserung der Lage. KNA: Sie waren gerade in Venezuela und haben sich ein Bild von der Lage vor Ort gemacht. Welche Eindrücke haben Sie? Oliver Müller (Leiter von Caritas international, dem Hilfswerk der deutschen Caritas): Der wichtigste Eindruck ist der eines Staates in Auflösung, der die Grundbedürfnisse seiner Bevölkerung nicht mehr erfüllen kann. Das ist den wirtschaftlichen Umständen geschuldet, die Hyperinflation spielt da eine große Rolle. Schätzungen nennen Inflationsraten von 135. 000 bis zu einer Million Prozent. Das hat dazu geführt, dass der monatliche Mindestlohn nur noch 1, 70 Euro wert ist. Dafür kann man derzeit etwa zwölf Eier kaufen und das war es dann für den Rest des Monats. Der Großteil der Bevölkerung ist damit beschäftigt, das tägliche Überleben zu sichern.
15. 2. 2019 Venezuela steckt seit Jahren in einer tiefen Krise. Jetzt hat sich die politische Situation zugespitzt und könnte den Sturz des chavistischen Präsidenten Nicolás Maduro zur Folge haben. Der warnt seinerseits vor einem Bürgerkrieg. Caracas, Venezuela, 23. Januar 2019: Eine Anti-Maduro-Demonstrantin hat ihr Gesicht mit einer venezolanischen Flagge verhüllt, Zahncreme um die Augenpartie soll gegen Tränengas helfen (© picture-alliance/AP) Am 15. Januar hat das von der Opposition dominierte venezolanische Parlament die Wiederwahl von Präsident Nicolás Maduro im Jahr 2018 für unrechtmäßig erklärt Rund eine Woche später teilte Parlamentspräsident Juan Guaidó mit, dass die Regierung ihrem Auftrag nicht mehr nachkomme. Der Verfassung folgend ernannte er sich zum Übergangspräsidenten. Unterstützung bekam er dabei von den Nachbarländern Brasilien und Kolumbien sowie von der EU und von den USA. Mehrere EU-Staaten, darunter auch Deutschland riefen den amtierenden Präsidenten Maduro dazu auf, eine vorzeitige Präsidentschaftswahl bis spätestens zum 3. Februar 2019 anzukündigen.
Auch die Leistungsfähigkeit des staatlichen Hilfsprogramms hat enorm nachgelassen. Es ist also kein Wunder, dass mehr als vier Millionen Menschen das Land verlassen haben. KNA: Glauben Sie, dass der Massenexodus aus Venezuela weitergeht? Müller: Das ist schwer zu sagen. Was man beobachten kann, ist, dass sich die humanitäre Situation in den vergangenen Monaten weiter verschärft hat und es keine Hinweise gibt, dass sich die Lage bessert. Das ganze Sozialsystem ist in Auflösung begriffen. Das betrifft den desolaten Zustand zum Beispiel der Krankenhäuser oder des Bildungssystems. Allein in der Hauptstadt Caracas haben die Schüler nur an 60 Tagen im Jahr Unterricht gehabt. Das liegt daran, dass die Lehrer das Land verlassen oder mehrere Jobs angenommen haben, um irgendwie zu überleben. In den Provinzstädten erstirbt das Leben nach 18 Uhr, weil sich die Menschen aus purer Angst bei Dunkelheit nicht mehr auf die Straße trauen. Das alles führt dazu, dass die Menschen das Land verlassen. Hinzu kommt, dass der venezolanische Staat an normale Venezolaner keine Reisepässe mehr ausgibt und die Armen deshalb gezwungen sind, illegal, also ohne Dokumente, das Land zu verlassen.
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