Wo Stehst Du
Laut einer Studie der Umweltstiftung WWF aus dem Sommer 2012 stammen zum Beispiel über 80 Prozent aller Soja-Importe für den deutschen Markt aus gentechnisch veränderten Bohnen. Verbraucher überwiegend skeptisch Europäische Verbraucher stehen der "grünen" Gentechnik überwiegend skeptisch gegenüber. In einer Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2010 unterstützten nur 23 Prozent der Europäer die Entwicklung gentechnisch veränderter Lebensmittel. 61 Prozent sprachen sich strikt dagegen aus, 16 Prozent hatten keine Meinung dazu. Im Durchschnitt vertrat eine knappe Mehrheit von 54 Prozent der Europäer die Ansicht, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel nicht gut für sie oder ihre Familie sind. In früheren Eurobaromenter-Befragungen wurde außerdem klar, dass Verbraucher keinen Nutzen in dieser Art der Lebensmittelerzeugung sehen und ein Restrisiko durch die Freisetzung der Organismen nicht eingehen wollen. Noch skeptischer sind deutsche Verbraucher: In einer aktuelleren Forsa-Umfrage im Auftrag des Bundesverbraucherministeriums vom Juni 2012 lehnten 83 Prozent der befragten Bundesbürger genetisch veränderte Lebensmittel ab.
Ein Grund, warum es hierzulande kaum Lebensmittelhersteller gibt, die Zutaten aus GVP direkt verarbeiten. Auch die meisten deutschen Bauern lehnen Gentechnik auf ihren Feldern ab. Unter Generalverdacht? Dennoch hat die "grüne" Gentechnik auch in Deutschland viele Befürworter aus Wissenschaft und Forschung, aus Wirtschaft und Gesellschaft. Sie führen unter anderem an, dass man inzwischen zwar seit über zwanzig Jahren über die potenziellen Gefahren der "grünen" Gentechnologie streitet – es bisher allerdings noch keinen Hinweis darauf gibt, dass diese Technologie wirklich riskant ist. Die "grüne" Gentechnik stehe vielmehr unter Generalverdacht. Viele ihrer Vorteile könne sie in einem solchen Umfeld nicht ausspielen. Welche Vorteile das aus Sicht der Befürworter sind, und was die Gegner der "grünen" Gentechnik davon halten, zeigt die folgende Gegenüberstellung der immer wieder aufgeführten Argumente für und gegen diese Technologie: Sechs Argumente der Befürworter der "grünen" Gentechnik Die "grüne" Gentechnik eröffne Möglichkeiten, die Welternährung zu sichern – durch Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge mithilfe gentechnisch optimierter Pflanzen.
In Deutschland findet derzeit kein kommerzieller Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen statt. Ihre Entwicklung und Erprobung beschränkt sich auf Labore und Gewächshäuser. Freilandversuche – bei denen gentechnisch veränderte Pflanzen auf Feldern oder Äckern ausgesät werden – sind hierzulande eher auf dem Rückzug. Tests mit gentechnisch verändertem Mais oder Kartoffeln wurden wieder eingestellt, nach teils heftigen Protesten von Verbrauchern, Umweltschützern oder Landwirten. "Grüne" Gentechnik in Lebensmitteln Gentechnisch veränderte Tomaten, Bananen, Erdbeeren oder Erbsen gibt es in deutschen Supermärkten bislang nicht zu kaufen. Auch keine Pflanzen, die roh oder zubereitet als Lebensmittel verzehrt werden können. Sie sind in der Europäischen Union nicht zugelassen. In den letzten Jahren gelangten dennoch gentechnisch veränderte Pflanzen, etwa Reis oder Mohn, versehentlich nach Deutschland. Anders sieht es bei verarbeiteten Lebensmitteln aus, zum Beispiel bei Saucen, Pflanzenölen oder Süßigkeiten.
Zur Verringerung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft eignen sich gentechnisch veränderte Pflanzen nicht: Werden Schädlinge dauerhaft mit gentechnisch in die Pflanzen eingeschleusten Giften konfrontiert, könnten sie Resistenzen dagegen ausbilden. Statt mit weniger Spritzmitteln müssten die Schädlinge dann mit anderen oder zusätzlichen Pestiziden bekämpft werden. Es drohe eine Aufwärtsspirale. Eine gesunde Ernährung brauche kein "Gen-Food". Nährstoffmangel ist in erster Linie Folge falscher Ernährungsgewohnheiten. Werden Nahrungsmittelpflanzen gentechnisch verändert, wisse niemand, wohin das führe – die Risiken seien nicht ausreichend geklärt. Auch zum "Golden Rice" gäbe es bessere und kostengünstige Alternativen: konventionell gezüchtete Pflanzen mit hohem Gehalt an Beta-Carotin zur Vitamin-A-Versorgung etwa oder die Verteilung von Vitamin-A-Präparaten. Gentechnisch veränderte Eigenschaften in der Pflanze und somit die gesamte Pflanze werden durch internationale Saatgutkonzerne patentiert.
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