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Und ausgerechnet bei der Gründungsversammlung dieser Konkurrenzpartei tauchte nun NPD-Funktionär Karl Richter auf, hielt sogar eine Ansprache. Ob er angesichts dessen noch lange NPD-Bundesvorstand und bayerischer Landeschef bleiben wird, dürfte spannend werden. Der einstige Star der NPD ist längst zur Knallerbse geschrumpft.
Münchenschau, Stadt Karl Richter – einsamer Schreihals im Wohnviertel 20 Aug 2014, 12:07 1 Kommentar In Freimann spielt sich der Münchner Stadtrat Karl Richter (BIA) als Retter der Anwohner auf. Ihm stellen sich ca. 100 Gegendemonstranten entgegen und auch von den Anwohnern will ihn keiner hier haben. Er bleibt alleine auf seiner eigenen Kundgebung. Foto: Christoph Kürbel Die Ressentiments sind groß rund um die Themen Bayernkaserne, Asylsuchende und die Belastung für die Anwohner. Die Facebookgruppe "Gegen das Asylheim an der Heidemannstraße" hatte sich bereits der Probleme für die Anwohner angenommen. Berichte von sexueller Belästigung, verschmutzten Spielplätzen und Beschaffungskriminalität hatten für Aufruhr in der Anwohnerschaft gesorgt. Die Gruppe ist mittlerweile geschlossen, nachdem sie von zum Teil rechtsradikalen und mit Sicherheit rassistischen Hetzern unterwandert wurde, die ihr Gesicht nie zeigten, aber dennoch die ganze Gruppe in Verruf brachten. Jetzt hat sich ein anderer Hetzer den Problemen mit der Erstaufnahmestelle für Asylsuchende in der Heidemannstraße angenommen: Der hohe NPD-Funktionär, Münchner Stadtrat, Vorsitzender der " Bürgerinitiative Ausländerstopp " und selbsternannter Messias des aufgeklärten Bürgertums Karl Richter.
Antwort Sozialreferentin Brigitte Meier: "Es gab zu keinem Zeitpunkt und für keine Zielgruppe diesbezügliche Planungen. " Keine Strafverfolgung von Diebstählen durch Flüchtlinge? Auch Kreisverwaltungsreferent Dr. Wilfried Blume-Beyerle bleibt von Richters Anfragen nicht verschont. Ihn konfrontiert der Stadtrat mit dem Gerücht, dass Diebstähle durch Flüchtlinge angeblich nicht verfolgt werden. Stattdessen würden die Ladenbesitzer aus öffentlichen Geldern entschädigt. Karl Richter fragt dementsprechend: "Inwieweit gibt es ggf. auch in der LHM eine Regelung, wonach von 'Flüchtlingen' verursachte Diebstahlschäden in Supermärkten 'unbürokratisch' – also ohne Einschaltung der Polizei – durch Behörden geregelt werden? Welche Ämter bzw. Dienststellen auf kommunaler, Landkreis-, Bezirks- oder Landesebene sind für die Erstattung ggf. zuständig? " Die Antwort des KVR-Chefs fällt erwartungsgemäß aus: "Von Seiten des Polizeipräsidiums München und des Sozialreferates wurde uns mitgeteilt, dass eine solche Regelung im Stadtgebiet München nicht existiert. "
Richter fuhr Verluste ein und erreichte mit Ach und Krach gerade noch so den Wiedereinzug in das Münchner Rathaus – knapp vor dem Islamhasser Michael Stürzenberger und dessen inzwischen aufgelöster Partei Die Freiheit. Im Oktober 2014 nutzte Richter die Affäre um seinen Vize Roßmüller, um zusammen mit Sigrid Schüßler die Brocken hinzuwerfen. Den Straubinger Roßmüller holte eine alte Rockergeschichte aus 2010 wieder ein, die ihm kurzzeitige Untersuchungshaft einbrachte, aber strafrechtlich relativ glimpflich für ihn ablief. Richter hinterließ einen Landesverband im Chaos, erschien gar nicht mehr zum Parteitag für einen Rechenschaftsbericht. In der Folge unter der Notlösung Franz Salzberger trat der Landesverband kaum noch in Erscheinung, es gab weder einen erneuten "Bayerntag" noch einen Politischen Aschermittwoch. Im Gegensatz zu Schüßler blieb Richter in der NPD, er war zu dem Zeitpunkt ja noch bei Voigt in Lohn und Brot. Laut Holger Apfel habe der Münchner das bereits zu seiner Zeit in der sächsischen Landtagfraktion angekündigt, sollte die NPD niemanden mehr beschäftigen können, sich eine neue Spielwiese zu suchen.
Karl Richter – ein Aktivist Besagte "Bürgerinitiative Ausländerstopp" ist eine wählbare Liste, die seit 1996 in Bayern einen Deckmantel für die NPD darstellt. Über diese Liste hat es Karl Richter in München geschafft sich 2008 mit 1, 4% in den Stadtrat wählen zu lassen. Da er aber beim Amtseid die rechte Hand zum Hitlergruß reckte und dafür verklagt wurde, konnte er sein Amt erst 2009 antreten. Im Stadtrat wird er seitdem von allen anderen Mitgliedern gekonnt ignoriert und seine Anträge werden immer geschlossen abgelehnt. Doch nun scheint er sein Thema gefunden zu haben. Er muss einen Riecher für Themen haben, die sich für seine Politik ausschlachten lassen und hofft nun auf die Unterstützung der Anwohner an der Bayernkaserne im Münchner Norden. Mit vier Kundgebungen in der Woche, die alle in diesem Wohngebiet stattfinden, versucht er die Anwohner auf seine Seite zu ziehen und preist seine nicht vorhandene Durchsetzungskraft als Stadtrat an. Foto: Christoph Kürbel Starker Gegenprotest Auf der Kundgebung am gestrigen Dienstag, den 19.
Das ist aber auch schon der einzige Erfolg, den Karl Richter derzeit vorweisen kann. Und auch der kam nur zustande, weil die Wahlbeteiligung in München derart niedrig war, dass 0, 7 Prozent der Stimmen für ein Mandat ausreichten. Dabei war Karl Richter noch vor sechs Jahren der neue Star der NPD. Damals wurde er zum ersten Mal in den Münchner Stadtrat gewählt und Parteichef Voigt wurde nicht müde, Richter für seinen Einzug ins Rathaus der einstigen "Hauptstadt der Bewegung" öffentlich zu loben. Gleichzeitig unterhielt Richter glänzende Beziehungen zur militanten Kameradschaftsszene, in seinem Umfeld tummelten sich verurteilte Schläger wie Philipp Hasselbach und Norman Bordin oder auch gerade aus der Haft entlassene Rechtsterroristen wie Karl-Heinz Statzberger. Statzberger hatte gemeinsam mit Martin Wiese einen Bombenanschlag auf die Grundsteinlegung des jüdischen Gemeindezentrums in München geplant. Steiler Aufstieg - steiger Niedergang Karl Richter Karl Richter fühlte sich derart unangreifbar, dass er bei seinem Amtseid den Arm zum Hitler-Gruß hob – ausgerechnet im Alten Münchner Rathaussaal, wo im November 1938 Goebbels den Befehl zur Reichspogromnacht erteilte, der Auftakt zu Plünderung und Mord an Juden im ganzen Deutschen Reich.
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